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Das 2000jährige Bestehen (oder waren es erst 20 Jahre?) der theatralisch ambitionierten Szene-Urgesteine Umbra Et Imago wurde hochaufwendig und ehrwürdig im Karlsruher Crystal Ballroom zelebriert und dieses verbunden mit dem hehren Vorhaben, das Konzert in eine DVD zur ewigen Anbetung zu pressen. Aufgeführt wurden am 30. Juli 2011 zwei Shows mit komplett unterschiedlichen Setlists - eine akustisch betonte, gepflegte Variante mit Kammerorchester in bestuhlter Halle, welches wir auf einer DVD vorfinden. Sowie auf einer zweiten DVD eine Rockdarbietung in üblich elektrifiziert ekstatischerem Format; unbestuhlt.
Zusammengekommen auf diesen beiden DVDs ist ein Querschnitt aus dem Schaffen der letzten Jahrzehnte, angereichert durch neues Material und neuen Liedern, um damit sozusagen eine Essenz zum Status Quo 2011 zu destillieren. Die Aufteilung in die zwei Teile mit unterschiedlichen Gewichten auf Ausdruck und Inhalt war eine gute Entscheidung und zeigt zugleich die zwei Gesichter der Band. Wobei anzumerken wäre, dass das Rockset ein Schwergewicht auf die Songs vom letzten Studioalbum "Opus Magnus" legt.
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Tontechnisch gut gelungen, sind insbesondere visuell die beiden Konzerte vorbildlich eingefangen worden und für diejenigen Fans, die nicht dabei sein konnten, oder für die, die sich schon auf die kommende Tour freuen - eine schöne Nach- bzw. Vorbereitung.
Für Kinder ist die DVD-Edition leider nicht frei gelassen wie der dicke hässliche FSK16-Aufdruck verrät. Lag es daran, dass Mozart zwischenzeitlich bei "Erotica" seinen Dreispitz abnahm und den entblößten Schädel zeigte, was das hochamtliche Kontrollgremium zur Warnung bewog? Oder reichen schon die schwellenden Kurven von Muse Madeleine Le Roy, um die Kontrollettis zum Schwitzen zu bringen? Oder haben die sich die DVD gar nicht angesehen, sondern aus vorklischierten Erfahrungen gefolgert: Umbra Et Imago = Sado-Maso Phantasien werden gerockte Wirklichkeit?
Wie auch immer, von SM findet man eher nichts, eher die talentierte, bekannte und durchaus witzige Palette von Rezitation ("Der freie Geist") bis fetten Rock, von Kabarett bis Kammerkonzert, von Märchenwelt bis Philosophie, all jenes phantasievoll angelegt und mit Humor gewürzt. Nichts für Headbanger oder Pogos, ebenso wenig für depressive Emos geeignet, nicht für die EBM-ler zum Abschwitzen oder Avantgardisten auf der Suche nach Provokation. Provokation steht bei Umbra Et Imago ohnehin nicht auf dem Programm, eher kultiviert nostalgische Unterhaltung - von hart bis besinnlich.
In beiden Sets waren mit Cellist Benni Cellini, M. Stolz (Letzte Instanz), Ally the Fiddle, Matthias Ambre (ex-ASP) sowie Zarah Leander etliche Gastmusiker am Start. Zarah Leander übrigens nur metaphysisch, nämlich durch Interpretation ihres Klassikers "Davon geht die Welt nicht unter". Eric Burton (nein, nicht der Burdon von den Animals, sondern der mit dem T von Catastrophe Ballet) brachte sich bei "House Of The Rising Sun" mit ein. Unter anderem und im weiteren musizierten Kapellmeister Matthias Barth am Piano und Ingo Römling bzw. Lutz Demmler (jetzt bei ASP) am Bass, Matze Ambré (Ex-ASP) zupfte die Akustikgitarre, Migge Schwarz tremolierte das Schlagzeug, Sascha Dannenberger und Freddy Stürze ließen Gitarren zirpen; und im Background steuerten die Kehlchen Madeleine Le Roy, Rita Huber-Süss und Karo Hafke zarte Weisen bei. Und natürlich stets im Vordergrund agierend Mayster Mozart, entertainender Startenor und Chefdirigent des Ensembles, in Dreispitz und gewohnt ziervoller Gewandung.
Für Fans dieser Kapelle ist diese Jubiläums-Fassung ganz bestimmt empfehlenswert. Und für die unterschiedlichen Verlangen und Geldbeutel gibt es auch drei verschiedene Editionen.
Tracklist:
DVD 1: Acoustic Set
01. Märchenlied
02. Jahr und Tag
03. Kleine Schwester
04. Mein Herz und meine Seele
05. You Are Poison For Me
06. Erotica
07. Der freie Geist
08. Vater
09. Ein letztes Mal
10. Wintertage
DVD 2: Rock Set
01. Intro
02. Liebeslied
03. Perfect Baby
04. House Of The Rising Sun
05. Gebet Nr. 1
06. Ignoranz
07. Goth Music
08. Davon geht die Welt nicht unter
09. Ode an die Musik
10. Final Last Dream
11. Ohne dich
12. Sonntagsandacht
13. Alles schwarz
14. Amadeus
15. Depressionen
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