Geschrieben von Andreas Torneberg
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Samstag, 15. September 2012 |
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Lasst uns heute auf dem Kreuzfahrtschiff der Musik ein paar Kohlen in die Kessel der Electro-Industrial Tanzbeschallung schaufeln!
Ich sehe sie blitzen, die grellen Lichter im Tanzsaal des Amüsierdecks, wo sich die von zuckenden Laserstrahlen zerschnittenen Körper winden. Einschalten - und schon wackeln die Wände und hüpfen die Lautsprecher wie wild gewordene Waschmaschinen im Vollschleuderprogramm durch den Raum. Reset! Schnell den Bassregler zurück auf null, aber trotzdem hat’s der verantwortliche Tonmixturenkoch äußerst unterleiborientiert gemischt:
Die massive Basslast gibt der Schiffsschraube 100 Prozent Rotation - und fort braust das Schiff durch die Nacht der römischen schwarzen Szene, der Surgery entsprießt.
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Während der erste Titel wuchtig den EBM-Hammer traditionellen, verstörenden Industrials schwingt, setzt der folgende Song noch eins drauf und würzt Techno mit einer Portion Rammstein-Härte; elektrische Gitarren mischen sich sägend in die schweißtreibende Sphäre hart treibender Rhythmik. Auch der tiefe, melodiöse Vokalpart ergibt sich diesem Klima, im Refrain wütend geschrieen, aber nicht auf Deutsch oder Englisch, sondern auf Italienisch. Mal eine hübsche Abwechslung, anti-imperialistische Texte in der Sprache der Stiefelbewohner zu hören. Und abwechslungsreich geht es auch weiter: In "Il Galeone" wird zwischen Italowestern und Italorock elektronisiert das Lied des italienischen Anarchisten, Partisanen und Dichters Belgrado Pedrini verbraten.
Und wenn's danach mit gewissem Celentano-Charakter wieder rammsteint, dann nicht lang, denn mit "La Ballata Dei Caduti" mischt sich ein sehr schöner, ruhiger Chanson und Klavierbegleitung ins Geschehen. Ein wenig Paolo Conte Flair kommt auf; die Laserkanonen erlöschen, auf den Tischen sieht man Kerzen brennen. Und wenig später zitiert "The Metro" als Remake einen alten Klassiker des New Wave von 1982 den gleichnamigen Song der Gruppe Berlin; modernisiert, aktualisiert, aber ohne die von hübschen Synthiemelodien illuminierte punkige Hairspray-Plastikeleganz der damaligen Szene zu verleugnen.
Damit hat sich die Industrialhärte des Anfangs etwas gelegt. Rockend und ein wenig wie eine Mischung aus Heroes del Silencio und Combichrist geht’s weiter. "Eye For An Eye" - eins der wenigen Lieder in englischer Sprache, ist ein sonderbares Crossover aus Discothekentanz, entfesseltem Krächz-Schreien, klangvollem Refrain mit Volksmusikcharakter und Jahrmarktkarussellbeschallung. Avantgarde im Tanzmodus. Auch im zerrütteten, finsteren "Habitat" wird gekrächzt, aber so richtig fies und musikalisch kaputt wird’s erst bei "Mercalli"; hier kommen die Tanzenden ins Taumeln und in die reale Endzeit des Albums entlassen. Es sei denn...
...man fühlt sie noch nicht, die Blasen an den Füßen und die pelzige Taubheit an den Trommelfellen. Dann kann man mit zwei abschließenden Remixen noch eins drauf legen und auf dem Traumschiff des italienischen Tanztriebs bis zum Morgen durchmachen... bis die zarte Morgenröte durch die Fenster schimmert und das dunkle Volk in die Kajüten unter Deck vertreibt.
(Offizielles Video von Surgery zum Lied "Habitat" bei YouTube)
Lista brani:
01. Reset
02. Fino All'ultimo Respiro
03. Enemy Domine
04. Il Galeone
05. Nel Nome Del Fuoco
06. La Ballata Dei Caduti
07. Non Posso Dormire
08. The Metro
09. Un Dolore Fa
10. Eye For An Eye
11. Habitat
12. Mercalli
13. Enemy Domine (Thomas Rainer remix)
14. Habitat (Sebastian Komor remix)
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Letzte Aktualisierung ( Samstag, 15. September 2012 )
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