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Doomende Finsternis aus Hamburg - wo sich die Hamburger doch alle bei den international bekannten und zwar ständigen Regentiefs nach Sonne und Happiness sehnen und sich lieber groovend tanzbarem Pop ergeben?
Am Rande des Unbekannten, seit 1998 (dem vergangenen Jahrtausend) dennoch und möglicherweise nur einen Schritt weit vom Durchbruch am Deich entfernt, monstert in Hanseatischer Nordseenähe die Band My Tide.
Der "Juggernaut" rollt mächtig los wie einst Black Sabbath in Düsterstimmung, um aber nach nur wenigen Riffs heavy Schwerlast aufzufrachten und mit dieser zeitweise an My Dying Bride zu erinnern, elegisch, steinschwer, aber auch dies nur vorübergehend.
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Der Vokalist schwankt zwischen finster-heiserem Growlen - einem grippal heiseren Carl McCoy in Richtung Nefilim nicht unähnlich - und einem - hier überzeugender - um zwei Oktaven tiefer versetzten Aaron Stainthorpe. Auch das Mischpult scheint dieser Bandbreite noch Raum für Überarbeitung zugestanden haben zu wollen, jedenfalls sind die Vokalparts eher ungenau platziert worden. Die vokale Mischung an sich ist ja interessant, aber trifft nicht richtig den Punkt.
Doom ist heutzutage nicht zwingend populär (war er das jemals?). Langsam, finster, anachronistisch oder sagen wir nostalgisch; jedenfalls das, was Hass dem trampelnden Punk, will im Doom zum pathetischen Koma in Zeitlupe mutieren. Das muss man mögen, ist sperrig und not easy listening. So arg ist es bei My Tide gar nicht, da kommt genug rockende Breitseite bis Death Metal dazu und erzeugt ein stimmiges Klima für den Düsterrockzugeneigten. Die Jungs sind nicht mehr die jüngsten, aber gerade deswegen wissen sie, wie die saitenbezogenen Bretter, die die Welt bedeuten, zu tremolieren sind, um ein Klima zu erwecken, das durchaus authentisch wirkt. Und dies, obwohl sich definitiv, neben obigen Reminiszenzen, auch Type O Negative oder Moonspell auf den heimischen Drehtellern bewegt haben könnten/sollten/müssten.
Mehr Eigenständigkeit auf diesem Fundament, passend zur Musik könnte eventuell/vielleicht/konjunktivisch der Einsatz deutscher Sprache bedeuten, wie auf ihrer Myspace-Seite schon der Track "Erntezeit" serviert. Dazu mehr Einsatz, mehr Live, mehr Ideen - denn auch wenn es auf "This Cold Age" gilt, vielerlei zu entdecken, bleiben sich die Songs in ihrer Grundsubstanz, in ihrem Ablauf und ihrer Spannung sehr ähnlich. Sonst nimmer sie kommt, die dunkle Flut, die verschluckt und neu gebiert. Und das wäre schade, denn die Band hat Potential und kultiviert die schwarzen Blumen, einst gepflanzt vom Flower Power.
Tracklist:
01. Juggernaut
02. Cold Body
03. Old Man's Grave
04. Doomed
05. Thirsty
06. Die
07. As Long As
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