Und das kam so:
Ich hörte die ersten Takte von "120 Tage" und dachte "Grundgütiger - das hört sich ja an wie Rosenstolz!" und meine Lust und Motivation wollten sich gerade verabschieden (ich mag sie nicht, alle Rosenstolz-Fans steinigen mich bitte JETZT ;-) ), aber versprochen ist versprochen, also hörte ich weiter und dann kam sie, die Überraschung!
Sehr verehrte Damen und Herren, Ladies and Gentlemen, Madames et Monsieurs, hereinspaziert und herzlich willkommen in der wunderbar pittoresken Welt, im Theater, im Varieté, in den extravaganten Sphären von Mona Mur und En Ensch!
...Ist das schön! Fernab von Mainstream und allgemeiner Gefälligkeit geht dieses Album SO tief. Selten wurden Lyrics, Stimme und Musik so gefühlvoll miteinander verbunden.

Eine perfekte Widerspiegelung der Gedanken in Tönen. Kraftvoll, treibend, sanft, bedrückend, beängstigend, tröstend, einschmeichelnd, morbide sind die Songs und jeder ist ein Treffer, mitten ins Herz. Ganz herausragend ist der Vortrag des Brecht-Stückes "Surabaya Johnny". Es hinterlässt beim Hörer eine Mischung aus Betroffenheit, Gänsehaut und Faszination.
Ausdrucksstark und so fesselnd, dass es fast schon beklemmend ist, nehmen Mona Mur und En Esch (übrigens Ex-Sänger von KMFDM) den Hörer gefangen, entführen ihn in ihre düstere Welt aus Liebe und Schmerz, Schönheit und Abscheu, Leben und Vergehen.

Manko:
Gibt es aber so was von gar keins!

Fazit:
Eines der besten Alben, die ich je gehört habe! Ich gebe 11 von 10 Punkten!
Das ist mehr als Musik - das ist Kunst.

Hörtipp:
Es ist unmöglich nur ein Lied auszuwählen. Die ganze CD ist uneingeschränkt hörenswert.
Wenn ich mir aber eines aussuchen müsste, wäre es wohl "The Wound".

Tracklist:
01. Candy Cane
02. Die Ballade vom ertrunkenen Mädchen
03. 120 Tage
04. The Thin Red Line
05. Visions & Lies
06. Eintagsfliegen
07. Snake
08. Mon Amour
09. Surabaya Johnny
10. Der Song von Mandelay
11. The Wound