Laibach an sich sind schon ein Kuriosum. Eine slowenische Band, die ab den 80ern im Westen Erfolge feierte, mit ihrem totalitären Auftreten einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Demokratisierung Sloweniens lieferte und mit ihrem neuen Album einen Großteil der Elemente, die Laibach ausmachten, auf ein Minimum zurückfuhr, um wieder Laibach werden zu können.

Laibachs letztes Studioalbum "WAT" (2003) präsentierte sie als ein Abziehbild ihres alten Selbst. Nicht nur, dass es der erste neue musikalische Output seit 1996 war, es schien als hätten sie sich vollständig in ihren Ausflügen in die Technogefilde der 90er verloren und die Auflösung der letzten offen totalitären Systeme in Europa entzog ihnen ihr bevorzugtes Themengebiet.

Umso erfreulicher ist für den geneigten Hörer die neueste Platte "Volk". Darauf zu finden sind überraschenderweise Neuvertonungen von 14 Nationalhymnen, einschließlich derer des NSK-Staats. Und nicht nur die Auswahl der Titel erscheint auf den ersten Blick seltsam, auch musikalisch und stilistisch hat sich einiges getan. Wie weggeblasen sind die technoiden Klänge der Vorgänger, ebenfalls drastisch reduziert wurden der Laibach-typische Bombast und Pathos und auch das (nach über 25 Jahren vielleicht überstrapazierte) Spiel mit der Provokation und den totalitären Gestus sucht man (fast) vergebens, stattdessen regiert eine melancholische Stimmung die Lieder. Doch Laibach wären nicht Laibach wenn man sich ausschließlich auf Reproduktionen beschränkt hätte: kaum eine der Nationalhymnen lässt sich noch als solche erkennen, es finden sich eigentlich nur Versatzstücke aus Text und Melodie, die geschickt in die Eigenkompositionen einfließen und eine dichte Atmosphäre kreieren. Für Anhänger 'industrieller' Tanzmusik dürfte "Volk" bis auf Ausnahmen ein Griff ins Klo sein, dieses Album liefert inhaltlich wie musikalisch eher ein Requiem auf die Idee des souveränen Nationalstaats.