Die zalz-igste Versuchung, seit es Schokolade gibt: zornig, aggressiv, laut und zynisch halten die Schweizer ihre provokante Predigt.
Tabuthemen? Aber gerne! Hier wird vor nichts halt gemacht, gnadenlos geht es zur Sache, schonungslos wird abgerechnet. Ein Mix aus kraftvollem Elektro, hartem Metal, Bombast und Neofolk fliegt einem nicht nur um, sondern in die Ohren. Mit Nettigkeiten hält man sich nicht auf. So provokant die Texte sind, so sind auch die Melodien. Keine unnützen Verzierungen, klar und deutlich strukturiert hämmern die Beats los, unterstützt von Gitarren und Synthesizern.
Los geht es mit "Jesus March". Fast schon militärisch marschieren sie ein und machen auch gleich klar, was sie wollen: Freiheit, Gleichheit, eine Hymne für diese Werte und den Kampf dafür.

"We Will Love You" behaupten Jesus & The Gurus weiter. Ach, wollen wir wirklich? Kirchenmitglieder müssen sich diese Frage stellen lassen. Ficken und Liebe sind eben nicht dasselbe! Der christlichen Religion wird ihr Hang zu Gewalt, Geld und dem schönen Schein vorgehalten.
"Pädo Pedro" ist wohl der härteste Song der Platte und geht wahrlich unter die Haut, denn es geht um Kinderschänder. Das Grauen bekommt ein musikalisches Gewand und man ist geneigt ihnen zuzustimmen, wenn sie am Ende fordern: Kastration!
Und eben weil es einem eh schon gerade eiskalt den Rücken herunter gelaufen ist, bleiben Jesus & The Gurus untertemperiert, denn "Eiszeit" herrscht auf dem Liedermarkt - von Chris Pohl bis Dieter Bohlen. Die Mainstream-Musiker bekommen ordentlich ihr Fett weg. Oberflächlichkeit und Plagiate, Äußerlichkeiten und Sinnleere, persönliche Ressentiments - all das kommt hier an den musikalischen Pranger.
Ein Lehrstück in Sachen internationale Politik ist das "Panzerlied". Und bist Du nicht willig, so brauch ich Gewalt - die Götzen Willkür und grenzenlose Ausbeutung von Mensch und Natur werden hier unter den Panzerketten zermalmt.
"You And Me" - Du und ich, wir können es nicht ändern, dass es Herren gibt und Diener. Wir können nur warten auf die Worte der Prophezeiung, aber wir sind stark.
"Kill Em All" zeugt vom Schmerz. Egal was Du tust, egal wer Du bist, Du kommst nicht darum herum.
"The Pride Of Switzerland" - ein Track als Statement, über den sich die sich die Schweizer Politiker gar nicht freuen werden. Ausländer? Gerne, aber nur so lange sie auch nützlich sind.
Zum Schluss gibt es einen geographischen Abstecher nach "China, China", ein gigantisches Land mit seiner Geschichte, all seinen Gegensätzlichkeiten, dem Größenwahn seiner Machthaber - in Worte gefasst.

Fazit:
Wer wissen will, wovor man sich fürchten sollte, der lasse sich von ihnen missionieren.

Hörtipp:
"You And Me"

Tracklist:
01. Jesus Marsch
02. We Will Love You
03. Pädo Pedro
04. Eiszeit
05. Panzerlied
06. You And Me
07. Kill Em All
08. The Pride Of Switzerland
09. Gib mir Kraft
10. China, China