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Aus der Asche der Düsterrocker (oder Rocker oder Gothicmetaller oder... *g*) Anubis (nicht zu verwechseln mit Anubiz) entstand 2005 Gates Of Dawn. Gegründet von den drei Anubis-Mitgliedern Matthias Abel (Songwriting/Keyboard), Sebastian Kraus (Gitarre) und Christoph Sarrach (Bass) besteht das derzeitige LineUp zusätzlich noch aus Sängerin Tina, Drummer Carsten und Tina T. an der Violine.
Mit ihrem zweiten Album "Parasite" legen sie nach eigener Aussage "ein Kaleidoskop aus nihilistischem Selbsthass und religiöser Erlösungsphantasie, einen abgründigen Rausch und zugleich eine Wundertüte aus tanzbaren und melodiösen Stücken voller dunkler Verführung" vor. Hören wir mal rein! ;-)
Wenn moderner Gothic ein Gesicht bekommen sollte, wären Gates Of Dawn für mich ein guter Anwärter.
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Hier geht's mal nicht um das Bevorzugen von Subgenres, hier geht's um das Darstellen der Gesamtheit, was das düstere Leben ausmacht. Sowohl instrumentell, als auch gesanglich und textlich verbinden sich auf "Parasite" viele gute Eigenschaften der "alten" Szene, die man sonst nur noch in einzelnen Sparten findet, mit aktuellen Klängen, die heute zu oft übertrieben eingesetzt werden, zu einem harmonischen Gesamtbild, das sich durch das gesamte Konzept des Albums zieht. Man braucht bei diesem Album nicht über einzelne Stücke zu diskutieren, da eigentlich nicht wirklich ein Stück dabei ist, welches nicht zumindest das Prädikat "Gut" verdient. Hier treffen eine Menge tanzbarer Ohrwürmer, wie die ersten beiden Tracks "Parasite" und "Resistant X", auf Balladen, die nicht einschläfern sondern mitreißen, wie "Shadowplay" oder "When Heaven Falls".
Gates Of Dawn verbinden wirkliche Gothrock-Sounds, reine Rock-Riffs, angenehme Basslinien und düster-schwebende Keyboardflächen mit Violinen-Einlagen, sinfonischen Sounds und schwereren Gitarren zu einem sehr eingängigen, modernen Geflecht. Gothrock meets Wave meets Gitarren-Electro meets Deathrock meets Gothic-Metal - oder einfach Gothic!
Die Lyrics passen schon sehr gut auf das eingangs erwähnte Zitat aus der Band-PR. Im Booklet abgedruckt sind die Texte leider nur auszugsweise. Macht aber nichts, wird auf "Parasite" doch völlig auf technisches Geplänkel wie Verzerrer etc. verzichtet. Die Texte sind in gut verständlichem Englisch. Düster, endzeitnah, schon im Untergang schwelgend, besingen Gates Of Dawn den Niedergang der Zivilisation, die Selbstzerstörung der Menschheit ohne jedoch dabei auf 1000mal gehörte Phrasen zurückzugreifen, ohne zu pathetisch zu wirken. Der Gesang ist größtenteils problemlos zu verstehen und selten hört man ein so dauerhaft gelungenes Zusammenspiel zwischen männlichem und weiblichem Part. Ob abwechselnd oder zusammen, die beiden Stimmen wirken wie eine Einheit. Es drängt sich einem unweigerlich das Gefühl auf, dass sich die beiden gar nicht unterhalten müssten, sondern wirklich das Gleiche denken. Hinzu kommt, dass hier auf die üblichen "Er grunzt - sie trällert"-Modalitäten verzichtet wird und wirkliche Duette zustande kommen. Gates Of Dawn klingen meist eher nach Gary Numan trifft Eva O oder Andrew Eldritch meets Diva Destruction als nach typischen Mann-Frau-Front-Bands wie Atrocity oder L´âme Immortelle, und auf jeden Fall sehr abwechslungsreich und mit angenehmen Stimmfarben.
Fazit:
Mit "Parasite" ist Gates Of Dawn wirklich ein sehr gutes Album gelungen, für das sie eigentlich wesentlich mehr Aufmerksamkeit verdient hätten. Abwechslungsreiches, fast schwächefreies Songwriting, hervorragende Stimmarbeit und ein gutes Gefühl dafür, Instrumente gut einzusetzen und nicht zu sehr zu beanspruchen, machen das Album zum Tipp für jeden, der sich nicht zu sehr auf ein Subgenre festlegt und auf zu viel Elektronik verzichten kann.
Hörtipps:
"Resistant X", "When Heaven Falls" und auf alle Fälle "Terror & Seduction"
Tracklist:
01. Parasite
02. Resistant X
03. Chronos Requiem
04. Heroin(e)
05. Revolution
06. Beautiful Departing
07. Shadowplay
08. Flames
09. Fall
10. Terror And Seduction
11. Dreamers Of Decadence
12. When Heaven Falls
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