Feste soll man ja bekanntlich feiern, wie sie fallen. Das gilt umso mehr für runde Geburtstage. Offenbar sehen das Die Perlen aus Nürnberg genauso. Zu ihrem 10-jährigen Bandjubiläum hat das Duo Einiges vor. Anstatt sich - wie das auf Geburtstagen so üblich ist - massenweise Geschenke nach Hause bringen zu lassen, haben sich Katja und Ferdinand ihrerseits ein schönes Geschenk für alte und sicher auch neue Fans ausgedacht.

Es gibt nämlich zum Jahreswechsel eine Best-Of-Compilation, die den passenden Titel "zehn" trägt. Wobei Best-Of nicht im klassischen Sinne gemeint ist. Vielmehr wurde eine ziemlich vollständige Retrospektive über alle Schaffensphasen kreiert, bei der die Fans über die Webseite die Titelauswahl mitbestimmen konnten. Eine nette Idee, oder?

Wenn ich mir die Tracklist so ansehe, finden sich eigentlich fast alle Tanzflächenfüller darunter, die ich von den Perlen kenne…da haben die Fans sicher Einiges zu beigetragen. Angesichts der Tatsache, dass die beiden Alben der Perlen nicht mehr allzu lange zu haben sein dürften und die frühen Demos lange vergriffen sind, ist die neue CD also besonders für neue und zukünftige Anhänger zu empfehlen - oder solche, denen noch etwas aus der Diskographie fehlt. Aber das ist noch nicht alles, es findet sich auch allerlei Unveröffentlichtes auf der Scheibe. Somit gibt es eigentlich für alle geneigten Hörer einen Grund, sich "zehn" anzuhören.

Die kleine Zeitreise geht geradeaus rückwärts. :-) Los geht’s mit einem ganz neuen Stück (also soweit es mich betrifft). "Allein" ist gleich mehrfach ungewöhnlich. Für ein Geburtstagsgeschenk startet die CD ziemlich melancholisch. Außerdem könnte man den Song auch sehr gut als klassische Gitarrenkombo spielen - inklusive Bass und Schlagzeug. Ich mag das Stück jedenfalls und kann gut nachvollziehen, ab und zu einfach mal vom Rest der Welt alleine (oder zu zweit) gelassen werden zu wollen. Die folgenden drei Titel stammen von der noch recht jungen "stadt.ep", zu der ihr hier bei uns auch eine Rezension lesen könnt. Irgendwie setzt "Alleine" die recht nachdenkliche und bisweilen düstere Stimmung der EP thematisch und auch musikalisch fort. Ich freue mich jedenfalls auf mehr.
Den Titel "Schalt ab" kannte ich auch noch nicht, er findet sich auf keinem der beiden Alben. Nach ein wenig Suchen im Spinnennetz habe ich dann gelesen, dass es sich um ein Cover von Ferdinand’s alter Band "drunkness" handelt. Das Teil hätte aber auch gut direkt von den Perlen sein können und passt thematisch prima zu den danach folgenden Stücken vom Album "Szenenwechsel" aus 2008. Der Live-Kracher "Beweg dich nicht" fehlt genauso wenig, wie das bekannte "Geiz".

Und weiter geht es zurück in der Zeit. Wir machen einen Zwischenstop im Jahr 2006 mit einigen Songs vom ersten Album "Telektroponk". Auch hier sind wieder viele Stücke gewählt worden, die man aus dem Live-Repertoire nicht wegdenken könnte. Soundmäßig wird es dabei immer minimal-elektronischer, je weiter sich die Uhr zurückdreht. So haben es dann auch drei Stücke der 2004er MCD "Gedankenzüge" auf die Compilation geschafft. Dies war meine erste CD von den Perlen, die ich mir nach meinem ersten Konzert sofort holen musste. Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass die beiden eine absolut geniale Live-Band sind?

Obwohl die älteren Stücke tatsächlich ziemlich nach 80er-Minimal klingen, wird und wurde diese Kategorie der musikalischen Vielfalt der Nürnberger sicher nicht gerecht. Die letzten vier Songs sind trotzdem recht elektronisch gehalten und abgesehen von "Who Is To Blame?" - was in neuem Gewand daher kommt - auch bisher noch nicht in der Diskographie aufgetaucht. Ich würde z.T. auf ganz alte Sachen tippen oder vielleicht B-Sides alter Demos. Wobei das letzte Lied "Ehrlich gesagt" die Zeitreise heimlich wieder beendet. Musikalisch nicht so sehr wie textlich - man könnte es quasi als Manifest der Band ansehen. Ich denke das dort Gesungene galt schon immer so und wird hoffentlich auch in Zukunft immer für Die Perlen gelten. Irgendwie gehört der Song genau da hin.

Wenn ihr Die Perlen noch nicht kennt und schon immer mal wissen wolltet, was "Telektroponk" eigentlich ist, dann ist "zehn" genau das Richtige für euch. Für ganz treue Fans stellt sich die Frage nach dem Kauf sowieso nicht, alleine die B-Sides und Specials reichen da schon als Motivation aus.

Bleibt mir nur noch, Katja und Ferdinand noch viele weitere runde Geburtstage mit der Band zu wünschen. Lasst uns bitte nicht so lange auf neue Stücke und eine Tour in 2010 warten. KK, ich bin etwas unverschämt, ich weiß. :-)

Tracklist:

01. Allein sein
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02. Augen der Großstadt
03. Stadt stirbt
04. Stadt lebt
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05. Schalt ab
06. Revolution
07. Beweg Dich nicht
08. Geiz
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09. Mach es laut!
10. Recherche
11. Farben
12. Großstadtangst
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13. We 'Hate' The 80's
14. Bahnsteig 19
15. Puls der Zeit
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16. Kein Interesse
17. Ugly Mirror
18. Who Is To Blame?
19. Ehrlich gesagt