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Sie sind nicht mehr die Allerjüngsten, nicht die Allerschönsten und nach einer nahezu dreißigjährigen Pause in der Bandexistenz auch nicht die Allerangesagtesten - aber, verdammt, im kleinen Musikclub Hafenklang zeigte eine gut eingespielte Band volle Intensität.
Ein kleines Papierchen draußen an einen Hauspfeiler geklebt wies den Weg "UK Decay - kleiner Eingang". Man erwartete also schon mal keinen großen Besucherstrom - gut nachgedacht, exakt 30 Gäste fanden den Weg zu dieser Perle nostalgischer Wave-Wellen direkt am Hamburger Fischmarkt.
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Pünktlich um 21:30 Uhr legte die Supportband Reptyle aus Bielefeld los, die sich tapfer im Bereich des Gothic Rock schlugen, ohne die breit klaffende Distanz zum Publikum überwinden zu können, weder musikalisch, noch durch direkte Aufforderung. Es schlug ihnen die berüchtigt reduzierte hanseatische Reserviertheit entgegen. Der aerodynamisch frisierte Frontmann Zulu bekam zudem noch spöttische Zurufe "Wo hast du denn deine langen Haare gelassen?". Hier und da konnte man vereinzeltes, lustloses Klatschen aus dem schmalen Publikum registrieren, was Zulu denn auch zu der nachdenklichen Äußerung veranlasste: "Seltsam, ich hab’s mir in Hamburg irgendwie größer vorgestellt." Es war dennoch ein netter Auftritt mit rockender Musik und einem guten Sänger, dem seitens der Band allerdings auch die gesamte Arbeit überlassen wurde, das Publikum zu umgarnen. Wer will, kann sich auf MySpace ein paar Kostproben anhören.
Um 22:30 Uhr enterten die Briten aus Luton die Bühne: UK Decay. Von Anfang an baute sich eine massive Präsenz auf. Jeder einzelne Musiker präsentierte seine eigene offensichtliche Persönlichkeit, die sich auch musikalisch durch klar voneinander profilierte, aber bestens zusammen spielende Spektren darbot. Eddie Branch, der in den 90er Jahren mit Peter Murphy getourt hat, erzeugte nicht nur akustisch, sondern auch visuell mit seinem Bass ein gewissermaßen vollbauchiges Rumoren, in das absolut genial Gitarrist Steve Spon einen Kosmos elektrifizierender Saitenvibrationen entlud, electric guitar at its best und sehr spontan. In überschäumender Laune präsentierte sich Steve Abbott, vokaltechnisch zwar eher durchdringend und wenig variantenreich, aber dafür sich auf der Bühne windend und hüpfend, von der Bühne springend mit soviel Freude an der Sache und der Begabung, Kontakt zu dem sich näher heran trauenden Publikum aufzubauen, dass sich das Hafenklang rasch mit Energie füllte. Wieso war diese Band so lange weg von der Szene? Gut jedenfalls, dass sie wieder da ist und den alten Waverock sozusagen im Original ins nächste Jahrtausend transportiert. UK mag manchem vielleicht verfallen, altersschwach und verwest erscheinen, die Band aber ist frisch und lebendig und zeigt sich zugleich veteranmäßig entspannt und in bester Form.
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