Endlich - Weihnachten war überstanden und ich (Moon) machte mich auf den Weg durch's eiskalte Berlin zum Neuwerk Festival im Postbahnhof. Dank der Berliner Verspätungsbetriebe und dem ungewöhnlich frühen Start des Festivals (Einlass 17:00, Beginn 17:30) verpasste ich leider zum Großteil KLOQ, die das Festival, laut der anderen Gäste, mehr als gelungen einläuteten. Ich selbst bekam leider nur noch die letzten Takte mit, aber selbst die zeugten schon von der guten Stimmung, die die Engländer zu so früher Stunde verbreiteten.
Der Postbahnhof war als Konzert-Location super gewählt und die Karten, trotz des stolzen Preises von 28 Euro, recht bald ausverkauft. Das Bier war (im Gegensatz zum Columbiaclub) gut, aber natürlich mit Hauptstadtpreisen versehen. An dieser Stelle eine kleine Anmerkung: von Konzerten im Columbiaclub kann ich nur abraten! Das Bier ist scheiße und in der Location kommt irgendwie nie gute Stimmung auf, egal wer spielt.
Nun gut, KLOQ hatte die Bühne geräumt und nach einer kurzen Pause traten die Berliner Lokalmatadore SOLITARY EXPERIMENTS auf. Das Trio um Sänger Dennis Schober hatte sich einen Live-E-Drummer zur Unterstützung mitgebracht und alle, bis auf ihn, hatten sich in rote Hemden und schwarze Schlipse gehüllt. Sänger Dennis heizte dem Publikum ordentlich ein und bewies, dass er auch live stimmlich von soft bis hart Einiges zu bieten hat. Die Mischung aus EBM und melodischem Elektro heizte dem Publikum ordentlich ein und sorgte im relativ kleinen Konzertraum für ausgelassene Stimmung. Mit den Worten "Wir spielen Tanzmusik..." und eingehenden Sounds wurden die Berliner weiter angetrieben und feierten zu Songs wie "Delight" oder dem abschließenden deutschen Titel "Seele bricht".
Ich selbst war positiv überrascht, da ich SOLITARY EXPERIMENTS vorher kaum kannte und man bei einem Elektro-Festival live ja so ziemlich alles erwarten kann.
|
Im Postbahnhof wurde es immer voller und man musste schon drängeln, um wieder irgendwie in den Konzertsaal zu kommen. Interessant zu sehen war, dass anscheinend die eine Hälfte des Publikums vorrangig wegen VNV NATION und die andere Hälfte wegen DIARY OF DREAMS gekommen war. Doch noch mussten sich alle etwas gedulden, bis die beiden Headliner auf die Bühne kamen.
Nach einer weiteren Pause, in der sich vor den Damentoiletten endlose Schlangen bildeten, ging es erstmal weiter mit ROTERSAND. Das Ruhrpott-Trio startete gleich mit technoiden Beats voll durch und der über zwei Meter große Sänger Rasc wirbelte über die Bühne, als hätte er eine Duracell-Batterie gefrühstückt. Zwischen den Stücken alberte Rasc viel mit dem Publikum herum, dennoch machte der Auftritt von ROTERSAND auf mich eher den Eindruck einer Techno-Party... naja, wer's mag... mein Fall war es nicht, aber ein Großteil des Publikums ging bei ihren Beats gut ab.
Setlist Rotersand:
Almost Violent
Merging Oceans
Lost
Dare To Live
I Cry
Exterminate Annihilate Destroy
Undone
Danach folgten, worauf ein Großteil des Publikum sehnlichst gewartet hatte: DIARY OF DREAMS waren an der Reihe und Adrian Hates legte auch gleich mit "Nekrolog 43" vom gleichnamigen letzten Album los. Überraschenderweise hatte er das Touroutfit abgelegt und trat ganz bescheiden in schlichter Hose, Hemd, Mantel und offenen Haaren auf. Auch auf das gewohnte Posen wurde diesmal verzichtet, was den Auftritt meiner Meinung nach mal wieder natürlicher wirken lies. Allerdings wirkte Adrian Hates auf mich anfangs ein wenig lustlos und unmotiviert. Wie auch immer, die Fans waren begeistert und mit "Chemicals" und "The Plague", wo auch Sänger Adrian zur Gitarre griff, ging es rockig weiter. Es blieb schnell und gitarrenlastig bei "MenschFeind", bevor es dann mit "Traumtänzer" mal wieder richtig schnulzig wurde. Auch wenn ich absoluter DoD-Fan bin, fragte ich mich ernsthaft: "Muss das wirklich sein???" Dieser Song ist - egal ob live oder beim Tanztee - nun wirklich mehr als ausgelutscht! Als die ersten Klänge von "Butterfly:Dance" ertönten, ergriff Torben Wendt, der ehemalige Keyboarder und DIORAMA-Mastermind, sein Mikrofon, um den Titel gemeinsam mit Adrian zu singen. Alles in allem hatten DoD eine wirklich anständige Setlist mit vielen schnelleren Stücken zusammengestellt, so dass man am Ende gerade noch mal über die tausendste Darbietung von "Traumtänzer" hinweg sehen konnte... gerade so. "Kindrom" beendete schließlich den eigentlich viel zu kurzen Auftritt. Als Trost kündigte Adrian noch das neue Album an, welches im März 2009 erscheinen soll. Man darf also gespannt sein! Sicher ist allerdings auch, dass sie auf dem WGT 2009 leider wieder nicht dabei sind.
Setlist Diary Of Dreams:
Nekrolog 43
Chemicals
The Plague
MenschFeind
AmoK
Traumtänzer
Butterfly:Dance
Soulstripper
The Curse
Kindrom
Ohne lange Unterbrechung kamen dann die zweiten Headliner, VNV NATION, auf die Bühne, schließlich musste wegen der strengen Zeitvorgaben das Konzert bis 22:45 Uhr zu Ende sein... wer hat sich das nur ausgedacht?!
Der Postbahnhof platzte aus allen Nähten und wer sich bis jetzt keinen Platz an der Bühne gesichert hatte, konnte dies jetzt ganz vergessen. Während der Rest der Band sich dezent im Hintergrund platziert hatte, hatte Sänger Ronan Harris viel Platz, um sich auszutoben und dem Berliner Publikum noch mal richtig einzuheizen. Die Stimmung war auf dem absoluten Höhepunkt und es wurde bis in die letzte Ecke des Konzertsaals getanzt. Ich selbst war von dem Auftritt positiv überrascht, denn als ich VNV NATION das letzte Mal gesehen hatte, war ich eher gelangweilt.
Setlist VNV Nation:
Intro
Chrome
Epicentre
Nemesis
Further
Standing
Darkangel
Illusion
The farthest star
Perpetual
Fazit: Für Elektro-Fans war das Neuwerk Festival auf jeden Fall sehenswert und man konnte sich einige Gänsekeulen von Weihnachten wegtanzen. ROTERSAND fand ich allerdings weniger gut, da hätte man sicherlich eine bessere Alternative finden können. Minuspunkt war auf jeden Fall der hohe Eintrittspreis.
UND: DIARY OF DREAMS passten meiner Meinung nach überhaupt nicht in die Bandzusammenstellung.
|