Lacrimosa - 18.09.2009 - "Große Freiheit 36", Hamburg
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Geschrieben von Andreas Torneberg
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Sonntag, 27. September 2009 |
Von Pressefotos und Plakatwänden begegnet einem Lacrimosa in Gestalt von Tilo Wolff und Anne Nurmi als unterkühlt-elegantes Gothic-Duo. Von Kühle und Distanz konnte beim Abschlusskonzert der großen Welttournee in der Hamburger "Großen Freiheit 36" auf dem Kiez keine Rede sein, vielmehr wurde von Anfang so kräftig und frisch losgerockt, dass man zwar merkte, wie eingespielt die Band inzwischen war, doch frei von Routine, vielmehr spontan und engagiert.
Vorneweg eröffnete der lokale Support aus Hamburg-Wilhelmsburg Infection. Die ließen ein ziemliches Gewitter krachen, eher in Richtung Metal, was den größeren Teil der auf Lacrimosa eingestimmten Gäste an die Tresen der umlaufenden Bars trieb. Doch einem Grüppchen heimischer Fans gefiel es vor der Bühne und die Band hatte auch ihren Spaß. Danach kam Lacrimosas Gast-Band auf die Bretter, Eisblume aus Berlin, welche die ganze Tour mitgemacht hatte. Frontfrau Ria ließ ihre langen Haare und Reize spielen, und wenn ihre Jungs auch kräftig und showgerecht ihre Saiten traktierten, entstammten Stimme und Lieder eher dem Bereich gut vermarktbarer Popmusik. Das ging nicht wirklich tief, blieb vielmehr leicht, bekömmlich und gut verdaulich.
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Danach wurde ein fetter Fernseher auf die Bühne geschleppt. Als Lacrimosas Mannen erschienen, brach der Applaus los, wich aber vorübergehend einer leichten Überraschung, als weniger der Meister selbst, vielmehr sein Konterfei aus dem besagten Fernseher blickte und die erste Strophe so bot wie man es eher vom Wohnzimmer her kennt. Das war natürlich nur eine neckische Eröffnung zur Erhöhung der Spannung. Das Gerät wurde fortgeschleppt, und die Erleichterung, gleich darauf das materialisierte Original zu erblicken, äußerte sich in jubelndem Applaus, in dem der Herr emotional-theatralischer Vokalkunst sichtlich genießend badete.
Zwei Stunden lang zeigte Lacrimosa, wieso sie zu den talentierten Ausnahmeprojekten zählen: Im Vordergrund stand fetter, handgemachter Rock, der gut losbrüllte. Insbesondere die Stücke der neuen Platte "Sehnsucht" - ohnehin schon härter und direkter als früher angelegt - wurden live besonders knackig und engagiert gespielt. Aber auch die Fans der erwarteten Klassiker wurden ausreichend bedient. Und für jene, die immer noch an der Bar hockten, gab es die besinnlichen Balladen, die zu den Rock- und Metalkrachern den kontrastierenden Ruhepol lieferten, ohne dabei langweilig oder energielos zu wirken. Der Spannungsbogen wurde bis zum Schluss durchgehalten, und nicht nur das Publikum war begeistert, auch Tilo selbst liefen gegen Ende einige Tränen über die Wangen.
Erholung fand er in den Phasen, in denen seine Partnerin Anne Nurmi vom Keyboard ans Mikrofon wechselte. Für verhaltene Hamburger Verhältnisse war das Publikum, das nahezu durch alle Altersschichten vertreten war und die sozusagen "alterslose" Bandbreite zeigt, die von Lacrimosa angesprochen wird, geradezu aus dem Häuschen. Tilo forderte noch zur persönlichen Begegnung auf und verriet, in welchem Club nach dem Konzert geneigte Fans die Gelegenheit wahrnehmen könnten, mit ihm zusammen die Tournee ausklingen zu lassen.
Ein tolles Konzert. Weniger düster, als vielmehr leidenschaftlich. Kein kühles, distanziertes Kommerzprodukt, sondern Musiker mit der Fähigkeit, Emotionen darzubieten und Menschen zu berühren und einzubeziehen.
Zu den Konzertfotos...
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Infection @ myspace
Eisblume @ myspace
Lacrimosa @ LabelLos.de
Lacrimosa @ myspace |
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Letzte Aktualisierung ( Sonntag, 27. September 2009 )
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