Die Griechen haben ihre antiken Ruinen und den momentanen finanziellen Ruin, und nicht alle mögen den Sirtaki tanzen oder die Sonne anbeten. Gerade in Athen gibt's diverse lichtscheue Käuze, so auch die Musikkapelle Scar Of The Sun, welcher bei der diesjährigen Tournee durch die Finsternis, Into Darkness 2012, die Aufgabe zugefallen ist, die winterlich gekühlten Hallen vorzuheizen.
Die hier besuchte Halle, nämlich die Markthalle zu Hamburg, gähnte im Augenblick, als die Gitarren losbrachen und die griechischen Musikanten mediterranen Metal über die Bühne fegten, noch recht leer, und das meiste Volk lümmelte sich draußen im Foyer. Dort draußen meinte der Barmann hinterm Tresen schnöde, nee, die Band wär nix, die würde es nicht gut bringen. Aber er war ja auch abgelenkt durch die ständigen Bierspülungen der Konsumentenkehlen. Und er war eben draußen, da hätte er mal rein gehen sollen, so wie es im nächsten halben Stündchen viele taten. Auch wenn der Sänger um optische Aussagekraft bemüht war und darum, in höheren Tonlagen den Ton zu halten, wurde akustisch von Anfang an voll ins Pedal getreten. Weniger düster, als vielmehr hart, wurde der Auftakt eher zu einem Frisurstyling für Headbanger als zur Dunkelkost für Schwarzgewandete. Aber die Band ist noch frisch und hatte gerade im letzten Jahr ihr erstes Album herausgebracht, da kann noch einiges folgen.
Folgen taten die wesentlich dunkleren Lake of Tears, nach acht Studioalben und einer Neugründung schon so lange am Start, dass sich aus all den Tränen ein See gebildet hat, einer der vielen schwedischen voller Melancholie, in dem mittlerweile viele Fans baden und auch jetzt in den Saal geströmt kamen, um sich vom Gothic-Rock durchwiegen und vom melodischen Deathmetal durchschütteln zu lassen. Vom letzten Album "Illwill" kamen etliche Songs wie "Taste Of Hell", "Illwill" oder "House Of The Setting Sun".
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Den Schweden folgten die Finnen. Die Sonnenwunden, der Tränensee und nun die Sonnenschlucker: Swallow The Sun präsentierten viel Atmosphäre und Vielseitigkeit auf der Bühne. Obwohl auch aus den finnischen Wäldern des Metal stammend, blieb der Auftritt in weiten Teilen eher ruhig und elegisch, fast besinnlich und psychedelisch mit klaren Vokalparts und einem dichten Zusammenspiel aus Gitarren und dem ebenfalls vorne am Bühnenrand positionierten Keyboard. Nur in aufbrausenden Zwischenspielen brach es mal heftiger los und der Gesang wurde zu einem Growlen in all seinen Varianten von fiesem Krächzschreien bis zu bösartigem Bärenangriff. Die Musik schraubte die Intensität des Abends um einen Level nach oben.
Auf dieser Stufe wurde das Publikum von einem furiosen Auftritt der portugiesischen Goth-Metaller Moonspell umgerissen. Die Sonne verwundet, ertränkt, verschluckt, wurde nun der Zauber des Mondes beschworen. Auch die Portugiesen hatten ein neues Album in Gepäck "Alpha Noir/Omega White", doch nicht nur aus diesem wurde einiges gebracht, sondern auch die ewigen Klassiker wie "Opium", "Full Moon Madness" oder "Vampiria" ins Volk geschüttet. Der Saal war voll, kochte und feierte. Die Band ist kein Stück abgeklärter oder nachlässiger geworden, sondern spielte mit vollem Einsatz und hat mit Fernando Rebeiro einen Frontmann, der die Register kennt, mit denen man Begeisterung schürt. Am Ende mochte sich die Band kaum von der Bühne entfernen und badete noch minutenlang im Applaus.
Nach so viel Jubel wurde es schwer für die so ernannten Headliner der Tour, daran anzuknüpfen. Pain aus Schweden hat mit dem Gitarristen, Sänger, Songwriter und vor allem sehr aktiven Produzenten Peter Tägdren einen großen Namen der Metalszene an Bord, aber das Publikum stand noch unter der dunklen Moonspell-Magie. Die Musik der Schweden kommt eher aus geradlinigen Bereichen des Industrial, des Heavy Metal und Rock. Auch wenn sich Tägdgren morbid in eine abgewetzte Zwangsjacke gekleidet hatte, war die AC/DC, Slayer und Led Zeppelin inspirierte Musik keine erste Wahl für die Jünger der Finsternis. Der sechsstündige Konzert-Marathon wurde von den schwedischen Hardrockern zwar musikalisch auf hohem Niveau gehalten und es gab genug Fans der Band, die vorne begeistert am Absperrgitter rüttelten, dennoch nahm die Kurve des Abends eine sich abflachende Gestalt an. Es mag auch an der sich ausgebreiteten Hitze, der Entlüftungsanlage und dem massiv eingesetzten Nebel gelegen haben, aber der Barmann draußen im Foyer hatte wieder mehr damit zu tun, die Hebel seiner Zapfanlage zu schwenken und dazu nachdenklich sein Haupt.
Zu den Konzertfotos...
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Into Darkness Website |
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