Hallo und herzlos willkommen im Land des blutgetränkten Horrors und der netten Zombies von nebenan. Diesmal sind wir zu Gast bei der Höllennacht in Connewitz.
Für alle, die unsere Gastgeber noch nicht kennen, zunächst ein paar Hinweise. Die alljährlich stattfindende Hell Nights Tour ist eine inzwischen etablierte Promo-Tour des sehr umtriebigen Horror-Punk-Labels Fiendforce Records. Wie immer werden einige der eigenen und befreundeten Lieblingsbands durch die Lande getrieben, um dem geneigten Besucher ein bisschen das Flair von Halloween, B-Movies u.ä. nahe zu bringen. Nebenbei werden natürlich auch die neuesten Veröffentlichungen der Live-Protagonisten vorgestellt. Für alle, die den Begriff Horrorpunk nicht kennen, eine allemal gute Gelegenheit das zu ändern.
Auch diesmal gab es wieder eine nette Zusammenstellung von Bands, bei der für jeden etwas dabei war. Als Erstes wären da mal Zombina and the Skeletones zu nennen, die ihre neue CD "Out Of The Crypt And Into Your Heart" mit im Gepäck hatten. Das Quintett aus Liverpool (UK) ist schon eine Weile im Dienste der Untoten unterwegs. Seit ihrem ersten Deutschland-Auftritt beim Undercover Of Darkness Festival vor ewigen Jahren hat sich Einiges getan. Wenn Frontfrau Zombina die Bühne betritt und ihre Mitstreiter loslegen, ist klar, wo der Zombie lang läuft. Im Gegensatz zum eher poppigen (aber guten) Sound von damals, bieten sie eine gestandene Rockshow, die niemanden enttäuscht zurücklässt. Neu im Live-Lineup (zumindest für mich) war das Saxophon des Herrn X-Ray Speck (feines Wortspiel nebenbei bemerkt - die Engländer halt... ! *g*). Entweder lag es am Sound, oder ich habe das Instrument irgendwie überhört. Etwas schade, wenn man sich schon die Mühe macht, ein Saxophon mit auf die Bühne zu stellen. Die Songs - alte wie neue - wurden ansonsten kompakt und mit viel Energie auf der Bühne vorgetragen. Es macht einfach Spaß, diese Band live zu sehen. Dem Publikum (und den Autoren) hat’s gefallen, wenn auch noch viel Platz im Conne Island übrig war. Die Forderungen nach einer Zugabe wurden leider nicht erhört, dafür ging der Umbau für die nächste Band erfreulich zügig.
Als Zweites war dann Der Fluch an der Reihe. Diese Band gibt es schon eine ganze Weile länger - gegründet 1981 von Sänger Deutscher W. als Nebenprojekt zur Punkband OHL. Eigentlich muss man sagen, dass es die Band mal mehr und mal weniger gab, denn sie gönnen sich zwischen den Alben teilweise durchaus größere Pausen. Auf der Bühne sah man da vier ältere (aber keineswegs gebrechliche) Herren, ganz elegant in schwarz gekleidet und natürlich mit Sonnebrille. Das Outfit mag zwar für Horrorpunks zunächst ungewöhnlich wirken, passt aber hervorragend zu den rabenschwarzen Texten der Formation. Diese scheinen zwar nicht wirklich komplex, sind aber trotzdem eindringlich und haben durchaus tieferen Sinn - das ist auch ein Markenzeichen der Band. Hier hat sich auch beim neuen Album "Im Dorf der Verdammten" nicht viel geändert. Die Halle war endlich gut gefüllt und das Publikum war von Anfang an voll dabei. Der Mitsing-Faktor erwies sich vor allem bei den bekannteren Hits, wie "Hexen leben länger" oder das weithin bekannte "Werwolf" (oder auch "Halb Mensch, Halb Tier", je nach Version und Album), als hoch, dafür hielt man sich beim Pogo angenehm zurück. Insgesamt eine ebenfalls recht rockige Show mit schöner Gruselatmosphäre, wobei ich allerdings einige der wavigeren Lieder aus den 90er Jahren vermisst habe. Außerdem hat man den Eindruck gewonnen, Deutscher W. hat kräftig Posen geübt. :-)
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Nach einer wiederum kurzen Umbaupause war es Zeit für die Haus- und Hofband des Labels: The Other. Das ist durchaus nicht negativ gemeint - die Jungs haben sich von der ursprünglichen Misfits-Coverband The Ghouls zu einer sehr eigenständigen festen Größe des deutschen Horrorpunk entwickelt. Durch unzählige energiegeladene Gigs haben sie sich eine treue Fangemeinde erspielt, die die Songs bei jeder Gelegenheit feiert, mitsingt und natürlich mitpogt. Diesmal war es nicht anders. Im mittlerweile brechend vollen Conne Island kam ordentlich Stimmung auf (also ideale Voraussetzungen für den Headliner des Abends). Die letzte CD von The Other "A Place To Bleed" ist schon etwas länger zu haben (seit April 2008). So gab es auch keine ganz neuen Songs, sondern eine sehr nette Setlist quer durch die Band-Diskographie. Auch wenn The Other immer viel Spaß machen und hervorragend Stimmung erzeugen, wäre es schön gewesen, zumindest auf der Promo-Tour noch ein klein wenig mehr zurückzustecken und z.B. den seltener auf der Bühne anzutreffenden Kollegen - wie etwa Der Fluch - ein wenig mehr Spielzeit einzuräumen. Wie auch immer, wir haben sie trotzdem ganz doll lieb.
Als Headliner war diesmal Blitzkid am Start. Die aus Virginia (USA) stammende Band dürfte in und außerhalb der Szene einen vergleichsweise hohen Bekanntheitsgrad haben. Das liegt nicht zuletzt an ihren immer wieder mitreisenden Live-Auftritten. Beim recht vielfältigen Repertoire der Band - vom schnellen Kreisch-Punk bis hin zu fast romantischen Balladen - sind viele Sing-Along Stücke enthalten, ohne den genretypischen "ohhh-Faktor" zu übertreiben. Die Show der sympathischen Verrückten versetzt einen immer wieder in Erstaunen. Gitarrist und Sänger TB Monstrosity stellt dabei eher den ruhigen Pol dar, beeindruckt aber mit einer sehr sauberen und angenehmen Stimme. Bassist und ebenfalls Sänger Argyle Goolsby ist für die etwas raueren Text-Passagen und Songs zuständig. Er tobt sich mit seinem Instrument dermaßen auf der Bühne aus, das einem der Strombass wirklich leid tun kann. Andere könnten eine Gitarre kaum in den Posen halten, in denen der gute Argyle unbeschwert die Saiten bearbeitet. Daher verwundert es auch nicht, dass er die Halterung des Gitarrengurts schon beim 2. Song aus dem Korpus gerissen hatte. Solche kleinen Pannen sind Blitzkid gewohnt – zwei Minuten und eine halbe Rolle Tape später konnte es ungebremst weiter gehen. Das Trio wird zur Zeit durch einen alten Bekannten an den Drums komplettiert - Dr. Chud of Misfits fame. Ob es an der frenetischen Resonanz des Publikums lag, dass dieser während der ganzen Show ein extrem glückliches Lächeln im Gesicht hatte? Man kann nur vermuten. Hier hatte ganz offensichtlich nicht nur das Publikum Spaß und das nicht zu knapp. Sowohl die bekannten Songs, wie "She Dominates", "Nosferatu", oder das mittlerweile eigentlich von den Fans gesungene "Love Like Blood", als auch die Stücke vom neuen Album "Anatomy of Reanimation" wurden mit viel Applaus gefeiert. Wie gesagt, mitreisende Live-Shows eben. Ein paar persönliche Eindrücke aus dem Zentrum des Geschehens: wenn man sich bei einem Blitzkid-Konzert in die vorderen Reihen begibt, weiß man normalerweise, worauf man sich einlässt. Der Sonntagsanzug sollte zuhause bleiben, stabile Schuhe helfen auf jeden Fall und man sollte keine allzu große Scheu vor Körperkontakt haben (egal, ob man sich lieber von hinten zusammenquetschen lässt oder einem Pogotanz nicht ganz abgeneigt ist). Eigentlich will man sich ja ganz dem Geschehen auf der Bühne widmen... aber obwohl wirklich kein Platz mehr zum Umfallen da ist, ist es (gerade bei den bekannten Songs) gar nicht so einfach, ohne etwas Umsicht die eigene Stabilität zu wahren. Ein kurzer Blick nach rechts, hmm... karierte Chucks, interessant. Wieder den Blick zur Bühne... Moment mal, wieso waren da eben Schuhe in Kopfhöhe neben mir? Achso, ja klar, die Stage-Diver Fraktion ist wieder unterwegs. Naja, hält sich noch in Grenzen, obwohl die Securities auf der Bühne etwas nervös zu werden scheinen. Eine Sekunde später lernen wir etwas Neues: Man kann einen BH, der zuvor irgendwie seinen Weg auf die Bühne gefunden hat, auch wunderbar als Ersatz für den schon wieder abgerissenen Gitarrengurt am Bass verwenden (hält aber nur ein halbes Lied *g*). Nach mehreren vom Publikum lautstark geforderten Zugaben war auch dieses schöne Konzert zu Ende und damit auch das Live-Programm des Abends.
Noch etwas fertig von den vorangegangenen Ereignissen beobachtete man dann, dass sich das Conne Island trotz recht angenehmer Musik aus der Konserve ziemlich schnell leerte - es war aber auch schon 2:30 morgens. Trotzdem, es ist immerhin Samstag?! Eine kleine Erfrischung an der Bar und ein paar nette Gespräche später machten wir uns dann gegen 3:00 auch langsam auf den Heimweg.
Circa 450 Gäste hatten einen rundum gelungenen Live-Abend hinter sich und die Meisten dürften auch nächstes Jahr wieder mit dabei sein. Genau das möchten die Autoren auch jedem ans Herz legen, der sich von überhaupt nicht ernst gemeinter Rockmusik und ein wenig Horror-Flair auch sonst gerne mal verführen lässt.
Zum Schluss noch die obligatorischen meinPlatz- und sonstewas-Links:
Blitzkid @ myspace
The Other @ myspace
Der Fluch @ myspace
Zombina and the Skeletons @ myspace
Fiendforce Records Website
Conne Island Leipzig Website
Viel Spaß beim Stöbern und Gruseln wünschen Tim (aka Helga) und Ralf (seriöse Strumpfhose)!
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Fotos zur Hell Nights Tour 2008 |
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