Down to the underground - Gothic Pogo Festival V |
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Tatort: |
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"Alte Damenhandschuhfabrik", Leipzig/Plagwitz |
Tatzeit: |
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20.-24. Mai 2010 |
Täter: |
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Red Zebra, Siiiii, Monozid, Petra Flurr, Gertrud Stein
Jede Menge DJs & DJanes,
Der internationale Underground |
Opfer: |
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Eindeutig und ausschließlich der Kommerz |
Tatmotiv: |
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Tanzen, Feiern und die Vernichtung überschüssiger Gehirnzellen |
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Was tun zu Pfingsten... in Leipzig... ohne sich beim WGT wirtschaftlich zu verausgaben? Genau: Da gibt's ja noch das Gothic Pogo Festival - Leipzigs Festival für Goth, Punk, Wave und Minimal!
Mit einigen Organisatorenwechseln in der letzten Dekade, ging die aktuelle Besatzung der GPP dieses Jahr in die fünfte Runde und dies musste natürlich an fünf Tagen mit zwei Live-Events und fünf Bands entsprechend gefeiert werden. Seit Halloween 2009 hat die Gothic Pogo in der "Alten Damenhandschuhfabrik" in Leipzig/Plagwitz ein neues Zuhause gefunden und die Location passt ausgesprochen gut zur Veranstaltungsreihe. Ein altes Backsteingemäuer, das in den letzten Jahren wohl schon als Partytreff für die Electro- und Ravekultur genutzt wurde, ein bisschen heruntergekommen, verwinkelt und mit einem gewissen "frühindustriellen" Charme bietet auf alle Fälle einen guten Rahmen für Underground-Events dieses Kalibers und einen großen Wohlfühlfaktor für Tradgoth-, Batcave-, Minimal- oder Deathrockanhänger. Zwei Floors, eine Bühne, jede Menge Sofas und Sitzgelegenheiten, zur Begrüßung ein Riesenplüsch-Dalmatiner am Eingang, die selbstgebaute Unisex-Toilette und die obligatorische, brennende Tonne vor dem Eingang tragen ihren Teil zur "heimischen" Atmosphäre bei. Einzig am Grillstand war der Versorgungsfluss am Freitag etwas begrenzt und unorganisiert, was bei "Do-It-Yourself"-Events aber auch irgendwie dazugehört und verdurstet oder verhungert ist dennoch niemand.
Leider war es uns nur Freitag und Samstag möglich, das diesjährige Gothic Pogo Festival auszukosten und so müssen die Auftritte von Petra Flurr und Gertrud Stein am Sonntag bei unserem Review außen vor bleiben.
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Dafür standen Freitag Monozid, Siiiii und Red Zebra auf dem Konzertplan. Um 21 Uhr sollte es losgehen. Aber wer ist um diese Zeit schon unterwegs? Als wir pünktlich wie nie an der DHF aufschlugen, sah eigentlich noch nichts nach einem großen Event aus und so blieb noch Zeit mit Monozid zu plauschen, bevor sie mit einiger Verspätung im dann schon gut gefüllten Saal die Bühne betraten. Sicher und gesund von ihrer US-Tour zurückgekehrt, spielten die mittlerweile auf drei Mitglieder zusammengeschrumpften Lokalmatadore ein überzeugendes Set, das nicht nur für uns viel zu kurz war. Es sei ihnen aber verziehen, war es doch der Umstellung von vier auf drei Bandmember geschuldet. Zwischen die eingängigen, melancholisch-nachdenklichen Stücke mischt sich mehr und mehr auch schnellerer, tanzbarer Postpunk, was vom Publikum sowohl mit Applaus als auch mit ordentlich Bewegung in den vorderen Reihen honoriert wurde. Musikalisch erinnern mich Franz, Max und Ralf stellenweise an die ganz frühen The Cure, wobei bei Monozid vor allem die Bassläufe und die Drums mehr Intensität haben, während die schwebend-wavige Gitarre die Melancholie erzeugt.
Nach der üblichen Umbauzeit begannen Siiiii aus Großbritannien ihr Set. Dass Angie, Mark, Wayne und Sänger Paul bereits seit der Frühphase des Goth im Geschäft sind, war musikalisch unüberhörbar. Siiiii's 80ies Goth mit ausgeprägten Postpunk- und Gothrockstilistiken, gepaart mit ein bisschen Avantgarde pendelt abwechslungsreich zwischen balladesken Stücken, die die gedankenversunkenen Lyrics in den Vordergrund rücken und kraftvollen, schmerzerfüllten Songs die Wut und Ohnmacht genügend Raum geben. Die Stimmung im Laufe des Konzertes steigerte sich immer mehr und so verwundert es nicht, dass mindestens die Hälfte des Publikums im Saal tanzend unterwegs war. Musikalisch waren Siiiii auf alle Fälle tiptop, doch leider konnte bei uns der Funke nicht ganz überspringen, woran Sänger Paul nicht ganz schuldlos war. Die Performance des Frontmannes wirkte auf uns einfach zu übertrieben und irgendwie auch etwas unpassend. Es kann nun mal nicht jeder die Ausstrahlung eines Peter Murphy oder eines Rozz Williams haben.
Dafür passte beim Headliner Red Zebra alles! Die Band aus Brugge/Belgien, die schon Ende der 70er / Anfang der 80er in ihrem Heimatland mit der Single "I Can't Live In A Living Room" für Furore sorgte und damals unter anderem The Cure supporteten, gab von Beginn an, den sie mit "Agent Orange" würdig einleiteten, alles und die Stimmung zum kochen. So gut wie niemand im Raum konnte sich dem treibenden Postpunk-Bass von Sam Claeys entziehen und Peter Slabbynck musste früher oder später Wollmütze, Handschuhe und Jacke ablegen, da sich nicht nur die Stimmung, sondern auch die Temperatur dem Siedepunkt näherte. Der musikalische Querschnitt durch 32 Jahre Bandgeschichte, angefangen bei oben genannter erster Single, über Titel wie "The Ultimate Stranger", "I'm Falling Apart" und "You Suffocate Me" bis hin zum Sham 69 Punk-Klassiker "Borstal Breakout" verlangte auch dem Publikum alles ab. Der Pogo-Pit wuchs und das internationale Publikum, das von Polen und Russland über Deutschland, Frankreich, die Schweiz und England reichte, zeigte kein Interesse, die Band irgendwann wieder von der Bühne zu lassen. So mussten Peter, Sam, Geert, Hazy und Johann logischerweise auch noch für einige Zugaben herhalten.
Auch zur Aftershowparty wurde es auf der GPP nicht leerer. Das Publikum verteilte sich zwischen dem Außenareal mit Grillstand, dem zweiten Floor, auf dem es musikalisch mit Pinkybloodymary und Ludi minimalistischer zuging und dem Konzertsaal, der von den DJs Cyberpagan, NecroPhil und Dangermouse eher dem Postpunk, Deathrock und Batcave gewidmet wurde.
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Der Auftakt am Samstag gestaltete sich vorerst noch ruhiger als am Vortag. Nur einige wenige Gäste fanden vor 0.00 Uhr den Weg zur Handschuhfabrik. Ab da ging es dafür dann Schlag auf Schlag. Diesmal hatten Polina Y vom Drop Dead Festival und die GPP-Resident-DJanes MadLyn und IT-Sicko, sowie Tony X (L.A.) und Cavey Nik (UK) im Konzertsaal und Mike von Crazy Hospital (Österreich) sowie Yvonne und Ghostmaniac von den polnischen Oldskulls zur Party geladen. Und so international die Mischung der DJs war, gestaltete sich auch an diesem Abend die Playlist. Während auf dem 2nd Floor in unserer Anwesenheit der Focus wieder mehr die Minimal-Elektroniker ansprach, wurde im Saal eine schwarzbunte Mischung von Batcave bis Horrorpunk geboten.
International war auch an diesem Abend wieder das Publikum und neben einiger "DJ-Prominenz" (Greetings to Venus & Jorge), traf man auch den ein oder anderen Musiker wie Steven James (Christ vs. Warhol), Dennies (Leaves In Silence, Ex-New Days Delay) oder auch die Scotsmen von Twisted Nerve.
Wie man sieht, muss auch ein kleines, selbst organisiertes Festival den Großen in nichts nachstehen. Wir jedenfalls haben zwei Tage gut gefeiert, getrunken, neue Freunde kennengelernt und alte wieder getroffen. Deshalb an dieser Stelle viele Grüße an Spooky, Mike (E40/Dresden), Rachel, Craig, Norbert, Billy und Rikki von Twisted Nerve, Olli (Cyberpagan), Wino & Tomek aus Polen und natürlich Dank an Madelaine für die Einladung! Bis zum Nächsten!
Zu den Festivalfotos...
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Gothic Pogo Festival V 2010 @ LabelLos.de
Gothic Pogo Festival @ myspace
Monozid @ LabelLos.de
Monozid @ myspace
Siiiii @ LabelLos.de
Siiiii @ myspace
Red Zebra @ LabelLos.de
Red Zebra @ myspace |
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