Im Allgemeinen versteht ja jeder etwas anderes unter 'Spaß haben'. Einige vergnügen sich vorzüglich bei einer Comedy-Show vor dem Fernseher, andere machen es sich mit einer guten Flasche Wein gemütlich usw. Wieder andere finden derartiges zwar durchaus auch erbaulich, ab und zu darf es dann aber ruhig etwas heftiger zugehen. Zum Beispiel beim Besuch eines Festivals, welches einschlägig bekannt ist für Partylaune und 'good ol'e dirty fun'. Dieses Jahr bot sich Tim(1) und mir(2) die Gelegenheit, der Einladung des allseits bekannten Horror-Punk Labels Fiendforce Records zu folgen und auf dem Fiendforce Fest 2009 Spaß zu haben. Wie in den letzten Jahren auch fand das Label-Festival wieder im Club Cobra mitten in Solingen statt. Inzwischen dürften sich die Anwohner wohl an den Anblick seltsamer Gestalten alljährlich gewöhnt haben. Und davon waren reichlich zugegen, obwohl man die ja dem Klischee folgend an einem so sonnigen Samstag eher in ihrer Gruft erwarten würde. Schön, dass dennoch um die 500 Zombies genug Sonnencreme hatten. ;-)
Neben dem guten Wetter war sicher auch das LineUp ein Grund für das zahlreiche Erscheinen. Einige der angekündigten Bands waren bis dato eher selten in Deutschland anzutreffen, was sich in Zukunft hoffentlich ändern wird. Aber mal der Reihe nach. Zuerst mal vertreibt man sich die Zeit mit kühlen Getränken (aber find da mal in der näheren Umgebung nachmittags um 3 Uhr 'ne geeignete Quelle, man man man *g*) und trifft ganz überraschend den ein oder anderen Bekannten wieder. Nach ein wenig Entspannung und netten Gesprächen ging es dann auch pünktlich mit dem Einlass los. Die erste Band sollte gegen 18 Uhr spielen, was sie dann auch taten. Da hat wohl einer die Organisation gut im Griff gehabt. Das Cobra war zu diesem Zeitpunkt etwa halb gefüllt, also noch Luft nach oben. Die große Bühne wurde von einem Vorhang verhüllt, auf dem während der Umbaupausen standesgemäß ein paar alte Horrorstreifen vorbeiflimmerten. Als sich der Vorhang langsam hob, stieg die Spannung ziemlich schnell an und es strömten immer mehr Zuschauer in Richtung Bühne.
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Als erste Band des Abends waren Death Of A Demon angesagt, eine recht junge Band des Genres. Obwohl, einen großen Teil der Mitglieder wird der ein oder andere von den allseits beliebten The Spook noch/schon kennen. Kein Wunder also, dass die Jungs nicht gerade zu den schüchternen Jungmusikern zählen. Mit ordentlich Rock und viel Energie bekamen wir meist recht schnelle Stücke um die Ohren gehauen. Klassischer, aber keineswegs langweiliger Horrorpunk, würde ich mal sagen. Dem Publikum ging es da wohl ähnlich, spätestens nach dem zweiten Song gab es bereits einen ordentlichen Pogo-Pulk und man merkte: heute ist wirklich Partylaune angesagt. Das ist bestimmt auch den Akteuren auf der Bühne aufgefallen, so wie sie Gas gegeben haben. Für alle, die noch nie auf einem Fiendforce Fest gewesen sind, hier mal ein guter Grund, das so schnell wie möglich zu ändern: ich kenne nur sehr wenige Festivals, bei denen die Stimmung von Anfang an bis zum Ende so dermaßen klasse und entspannt ist.
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Selbst der, dem Pogo zu heftig ist, wird keine Probleme haben, sich gut zu amüsieren. Mit Applaus wurde nicht gegeizt und es gab sogar Zugaberufe nach dem recht kurzen Set. Für eine Zugabe war leider keine Zeit, aber die Einstimmung auf den Abend war super gelungen. Ob der Herr mit den vielen Buttons am Revert noch was zu ergänzen hat? Na klar: die waren echt toll. Ich möchte noch mal erwähnen, dass der Sänger Lou von den alten The Spook ist, wer ihn also vermisst, sollte sich Death Of A Demon genauer ansehen. Hoffentlich kommt da bald mal was auf CD.
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Und da war er wieder, der Schleier der Verhüllung... ähm der Bühnenvorhang. Inzwischen war der Club ziemlich voll und die Zeit bis zur nächsten Band verging wie im Flug. Die Umbaupause war tatsächlich recht kurz. Als nächste Band gab es dann The Fright zu sehen. Wer aus unserer Gegend kommt, dem sind die netten Herren vielleicht bekannt, stammen sie doch aus der Nähe von Hermsdorf. Ich persönlich hatte sie das letzte Mal vor ca. vier Jahren gesehen. Der Auftritt beim Fiendforce Fest hat mich ziemlich überrascht - und zwar positiv. Dass die Jungs auch ordentlich Gas geben können, wusste ich ja, aber seit meinem letzten The Fright Konzert haben sie einen echten Quantensprung geschafft. Sowohl stimmlich als auch an den Instrumenten hörte sich alles viel runder und passender an, als ich es in Erinnerung hatte. Handwerklich hat sich also Vieles getan. Auch musikalisch war der Auftritt mehr als überzeugend. Sowohl von der Stimmung her als auch von der Publikumsresonanz war eine Steigerung zu spüren.
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Die Band hat wirklich Spaß gemacht, auch wenn es ebenfalls schnell vorbei war. Da darf man auf das kürzlich erschienene neue Album "Born To Be Dead" echt gespannt sein. Oder um es mal wie Tim zu formulieren: "Thüringen rules!" :-) Einziger wirklich kleiner Kritikpunkt aus meiner Sicht ist, dass der Sound des Trios zumindest in Solingen noch zu sehr den Genrevorgaben folgte. Ein bisschen mehr Eigenständigkeit stünde der Band bei ihrem Potential sicher gut zu Gesicht.
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Bisher alles im grünen Bereich, die Bude gekracht voll... kann es denn noch besser werden? Ooohh ja, es kann, könnt'er glauben. Als nächstes stand nämlich eine meiner Lieblingsbands auf dem Programm: The Spookshow aus Schweden. Kennen gelernt habe ich sie eigentlich über eine (leider nicht mehr verfügbare) geniale Akustik-Version von "I Can Kill You In A Heartbeat" auf myspace. Was für eine Stimme! Und dazu dieser Text, für den der Begriff bitterböse noch völlig untertrieben ist. Richtig umgehauen haben sie mich aber mit ihrem ersten Album "Psychosexual Chapter 1" - der erste Teil einer Trilogie (Teil 2 gibt's auch schon und Teil 3 kommt dieses Jahr). Auch voll bestromt kommt die Stimme von Miss Behave angemessen zur Geltung und die restlichen Bandmitglieder rocken sich die Finger wund. Ich hoffe ihr verzeiht mir, wenn ich etwas abschweife, eigentlich geht es ja hier um den Auftritt beim Fiendforce Fest. Aaaalso, die auf CD immer vorhandene Energie und Leichtigkeit des Lebens transportieren die Nordlichter wie selbstverständlich auf die Bühne.
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Das hat riesen Spaß gemacht. Die Stimmung im Publikum war bombastisch, ordentlich Pogo gab's auch und Applaus sowie Zugaberufe en masse. Rabenschwarzer Horror und schneller Punk mit hohem Mitsingfaktor - so soll es sein. Nachdem die Zugabe gespielt wurde und die Band von der Bühne ging, blieben Zufriedenheit und (zumindest bei mir) die Frage zurück, ob der Rest des Abends da würde mithalten können?
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Jeder hat bei so einem Festival natürlich seine Lieblingsbands und persönlichen Favoriten. Im Fall von Tim und mir kam gleich als nächstes noch eine Truppe dieser Kategorie. Die sympathischen Österreicher mit dem schönen kurzen Namen Bloodsucking Zombies From Outer Space sind in der Horrorpunk-Gemeinde keine unbekannte Band. Das liegt sicher auch an den leckeren Zutaten und vielen Details, die den Jungs einen hohen Wiedererkennungswert und große Eigenständigkeit bescheren. Zudem dürften sie auch durchaus Fans außerhalb der Szene begeistern können. Aufgrund der Instrumentierung mit den StandUp-Drums von Sänger Dead Gein und Dr. Hermann Schreck am Slap-Bass, lässt sich der Einfluss von Psychobilly bzw. Rockabilly nicht verleugnen. Das bringt mich zurück zur vorhin aufgeworfenen Frage, ob das Niveau des Abends gehalten werden konnte. Die Antwort ist eindeutig: JA. Die Zombies haben eine große Fangemeinde und das Publikum war wieder von Anfang an voll mit dabei.
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Das konnten auch die kleinen technischen Schwierigkeiten mit einem Funkmikro nicht ändern. Sound und Attitüde sind schon etwas anders als z.B. bei The Spookshow, aber Atmosphäre und Spaßfaktor mindestens genauso hoch. Von dreckigem Rock'n'Roll bis hin zu wavigen und teils Western-Einflüssen kann man hier alles raushören. Als Einstimmung auf die von den Fans vehement geforderte Zugabe deutet man schon mal einen bekannten Joy Division Song an, nur um dann mit einer Cover-Version von Alice Coopers "Poison" die Halle vollends zum Kochen zu bringen. Das extravagante Cover gibt es übrigens auf der limitierten EP "Killer Clowns From Outer Space", die aber laut myspace-Seite schon wieder vergriffen ist. Als letztes Schmankerl gab's dann noch den vom "This Is Horrorpunk" Sampler bekannten Hit "Eaters Of The Dead", bevor die Zombies sichtlich zufrieden die Bühne verließen. Hach, schee war's! :-)
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Nachdem das Stimmungsbarometer bisher immer höher gestiegen war, kam mit dem Co-Headliner des Abends - Devils Whorehouse - ein überraschender... sagen wir mal Knick. Gleich beim ersten Song der Band konnte man das ein oder andere verwunderte Gesicht ausmachen. Ich bin auch ziemlich erschrocken, denn was da von der Bühne schallte, hätte auch jedem Metal-Festival zur Ehre gereicht. Ziemlich harte Gitarren und Gesang, ein hohes Tempo. Nicht das hier jemand was gegen Metal hätte, aber zumindest für alle, die die Band lediglich vom "This Is Horrorpunk" Sampler kannten (so wie wir beide) war der Kontrast schon ziemlich heftig. So lässt es sich wohl auch erklären, dass im Gegensatz zu vorher der Club merklich leerer wurde. Man hätte es aber auch ahnen können - die Band besteht aus Mitgliedern von Marduk, die immerhin seit ca. 1990 Black-Metal mitgeprägt haben. Nach dem ersten Schock zeigte sich aber, dass die Schweden durchaus nicht deplatziert waren. Denn das Programm hielt einiges an Abwechslung und eingängigeren Songs bereit.
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Insgesamt überwog aber doch die härtere Gangart. Dies war wohl der Promotion ihres neuen Albums "Blood & Ashes" geschuldet. Das wie gesagt weniger Leute zugegen waren, schien den übrigen Fans nicht viel auszumachen. So wurde dann auch viel applaudiert und mitgetanzt. Ich würde mal resümieren, dass der Auftritt ein Tribut an einen etwas spezielleren Geschmack darstellte. Obwohl Tim und ich die Vielfalt innerhalb des Horrorpunks sehr schätzen bin ich mir nicht ganz sicher, ob die Platzierung als Co-Headliner die beste Wahl gewesen ist. Sei's drum, schlecht waren Devils Whorehouse nicht und so lässt sich das schon akzeptieren.
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Als letzte Band des Abends stürmten schließlich The Creepshow aus Canada die Bühne. Diese Band hat in letzter Zeit viel Aufmerksamkeit seitens der Fans erlangt und so war die Einladung als Headliner zum Fiendforce Fest nur logisch. Natürlich war der Club wieder gefüllt und trotz der späten Stunde drehten Band und Publikum richtig auf. Die quirlige Sängerin Sarah Sin steht ihrer schwedischen Kollegin von The Spookshow in nichts nach, auch wenn die Klangfarben der Stimmen unterschiedlich sind. Es ist schon amüsant, sie mit ihrer Gitarre über die Bühne fegen zu sehen... da drängte sich mir nur immer die Frage auf: Wo will denn die große Gitarre mit dem kleinen Mädel hin? :-) Auch dem Rest der Band merkte man einiges an Bühnenerfahrung an - Entertainment pur. Auch musikalisch haben The Creepshow einiges zu bieten. Von rotzigen Rocknummern bis hin zu schönen Balladen wissen sie nicht nur auf CD, sondern auch live zu überzeugen. Von allen Bands des Abends hatten sie den eingängigsten und poppigsten Sound.
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Langeweile gab's aber nicht, wie man am nicht kleiner werden wollenden Pogo-Pulk und dem begeisterten Publikum sehen konnte. Auch The Creepshow hatten ein neues Album im Gepäck: "Run For Your Life". Neben vielen bekannten Stücken kamen auch die neuen Songs gut an. Obendrauf gab es noch ein rockiges Cover von "Pet Cemetery" - was will man mehr? The Creepshow sind übrigens noch bis Ende Mai in Europa unterwegs, bevor die Tour in Amerika weiter geht. Einige Termine in Deutschland sind noch dabei, also lasst euch das nicht entgehen! Ein mehr als würdiger Abschluss des Fiendforce Fests, definitiv.
Hach ja, was kann man nach einem so schönen Abend noch machen? Richtig, tanzen gehen bis der Tag anbricht oder die Beine nicht mehr wollen. Die - sagen wir mal - "große" Aftershowparty fand aber nicht im Cobra, sondern in Köln im Rahmen der Hell Nights statt. Nicht gerade die bequemste Lösung, ist aber wohl der Tatsache geschuldet, dass sich die Anwohner in Solingen ab Mitternacht ein bisschen Ruhe verdient haben. Für alle, die weder müde, aber auch nicht Willens oder fähig waren, nach Köln zu fahren, gab es im Bar-Bereich des Cobra aber trotzdem eine kleine Aftershowfeier. In gemütlicher Runde mit DJ und ca. 10qm Tanzfläche ;-) konnte man den Abend bei einem <fill in your favourite drink> und dem ein oder anderen Gespräch mit Bandmitgliedern ausklingen lassen. Tim und ich haben uns für diese Variante entschieden. Ich habe aber von Freunden gesagt bekommen, dass die Hell Nights Party in Köln noch ziemlich gut war und noch zahlreiche Besucher anzog. Zombies feiern halt gerne, zwar nicht oft, aber wenn dann häufig und lange. ;-)
Rückblickend ist es wirklich gut zu sehen, dass so viele verschiedene Ausprägungen in der Horrorpunk-Gemeinde existieren und gleichermaßen Spaß machen. Nach dem Besuch des Fiendforce Fests 2009 bleibt nur festzuhalten: es lohnt sich immer wieder Live-Konzerte zu besuchen. Egal ob Horrorpunk oder andere Genres. Also hoch vom Sofa und Bands angucken!
Bis bald bei einem Konzert in eurer Nähe,
Tim(1) und Ralf(2)
(1) aka Helga Buttonkrake
(2) aka Uschi seriöse_strumpfhose - übrigens, meinen neuen Vornamen hab ich nach 2 min Unterhaltung mit einigen der Untoten verliehen bekommen... kann ja nich angehn, dass Tim 'nen Vornamen hat und ich nich, Ordnung muss schon sein. ;-)
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Death Of A Demon @ LabelLos.de
Death Of A Demon @ myspace
The Fright @ LabelLos.de
The Fright @ myspace
The Spookshow @ LabelLos.de
The Spookshow @ myspace
Bloodsucking Zombies From Outer Space @ LabelLos.de
Bloodsucking Zombies From Outer Space @ myspace
Devils Whorehouse @ LabelLos.de
Devils Whorehouse @ myspace
The Creepshow @ LabelLos.de
The Creepshow @ myspace |
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