Goth on the rocks |
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Diese Ostern machten wir uns zum vierten Mal auf ins beschauliche Vorarlberg, um am Rande der Ostalpen wieder mit vielen Freunden und Bekannten ein Wochenende voll gepackt mit Gothrock und Postpunk zu feiern. Nach einem genialen Gründonnerstag mit den Fliehenden Stürmen und Holy Madness in Nürnberg und dem daraus resultierendem Kater (Beweisfotos gibt's in der Galerie), war es durchaus gut, dass am Freitag nur eine kleine aber feine Warmup-Party zum Emergency Exit Festival 2013 im "Kulturcafé Schlachthaus" anstand. Bei guter Musik, leicht alkoholischen Getränken und viel Wiedersehensfreude geht so ein Abend aber leider trotzdem viel zu schnell vorbei.
Das Schöne am vom Static Magazin Germany und der New Old Way Party gemeinsam organisierten Emergency Exit Festival ist, dass alles für den Besucher so stressfrei abläuft. Hier geht es nicht darum, den Tag mit möglichst vielen Bands voll zu packen und jede nur 20 Minuten auf der Bühne zu sehen. Drei oder vier Bands spielen pro Abend, dafür dann aber auch mindestens eine Stunde lang. Dies und die Öffnung des Einlasses erst nach 19.00 Uhr sorgen dafür, dass man sich tagsüber gemütlich ausschlafen und auf die Festivalnächte einstimmen kann.
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Am Samstag ging es, nach dem obligatorischen Besuch im "Vorarlberger Hof", mit guter Grundlage in den ersten Festivalabend. Den Opener machten unsere alten Bekannten Christine Plays Viola aus Italien. Einige Probleme bei der Anreise (Hey Jungs, ist das bei euch nicht immer so? *g*) und etwas Schlafmangel führten, neben klitzekleinen Technikproblemen, dazu, dass man erst zwei, drei Lieder brauchte, um richtig in Gang zu kommen. Dann aber zogen CPV gewohnt ihre Show durch und was die einzelnen Bandmitglieder an ihren Instrumenten drauf haben, kann auch ein bisschen Übermüdung nicht unterdrücken. Ob man dabei Fabrizios ausgetüfteltes Gitarrenspiel, Danys leidenschaftliche Schlagzeugperformance, Desios eingängige Basslines oder Massimos wuchtige Stimme betrachtet, sie können es immer - von melodiös bis sperrig. Mit zunehmender Konzertdauer wurde auch die Stimmung immer besser.
Als nach einer kurzen Umbaupause die Briten von Berlin Black die Bühne mit "Burn It Down" enterten, war klar, dies würde eines der Wochenend-Highlights für uns werden. Die Berlin Black Mischung aus Postpunk, Glamrock, Goth und New Wave zieht einen regelrecht auf die Tanzfläche und das nicht nur bei echten Burnern wie "The Only Ones", "It's Only Natural" oder eben jenem "Burn It Down". Auch bei den gediegenen Songs überzeugt der Yorkshire Vierer, dessen Kopf sich auch gerne mal während des Konzertes unters Publikum mischt. Obwohl noch relativ frisch, scheint die gesamte Band optimal aufeinander abgestimmt. Chris ist das unangefochtene Zugpferd für die Stimmungsmache (mit genügend Erfahrung bei den Bands Screaming Banshee Aircrew und Luxury Stranger). Gitarrist Alex King überzeugt nicht nur durch sein Können an den Saiten, sondern auch mit seinem Vermögen, zu erkennen, wann die Zeit reif ist, um in den Vordergrund zu treten. Ebenso überzeugend zeigte sich Bassistin Joanna Moy mit ihrer fast schon mystischen Erscheinung. Im Gegensatz zu vielen anderen Bassspielern steht sie sich keineswegs nur an der Ecke der Bühne die Beine in den Bauch, sondern bringt sich aktiv in die Bühnenperformance ein. Und über allen thront Thomas McLean an seinen Drums und wirkt, trotz seines intensiven Spiels, wie ein Ruhepol innerhalb der Band. Die Frontmann- und Entertainerqualitäten von Sänger Chris Tuke sind eine wahre Freude: Keine Sekunde ohne Bewegung, immer ein freundliches Lächeln, selbst wenn er nach der Hälfte des Konzertes die Fotografen darauf hinweist, doch endlich die Kameras runter zu nehmen und zu tanzen. Genau so hat eine ordentliche Party auszusehen!
Mit Red Sun Revival kam nach der schnellen britischen Nummer nun eine gediegene, aber nicht weniger interessante. Das Gothrockquartett aus London spielt mit weniger Tempo, aber nicht mit weniger Gefühl. Die Band um Mastermind und Sänger Rob Leydon sorgt seit einigen Monaten mit ihrem Debütalbum "Running From The Dawn" in der Szene für mächtig Furore und hat gerade erst begonnen, sich auch live in die Herzen der Gothrockfans zu spielen. Neben der Stimme von Sänger Rob, welche den urigsten Tiefen des Genres entsprungen scheint, zeigt sich vor allem das Violinenspiel Christina Emerys als herausragendes Merkmal der Band. Komplettiert wird der Vierer durch Gitarrist Matt Helm (der auch bei Pretentious, Moi? die Saiten zupft) und Panos Theodoropoulous am Bass, die dem Sound das typische düster-mystische Flair verleihen. Einzig ein Drummer fehlt zur Perfektion, aber vielleicht steht dies ja für die Zukunft auf dem Programm. Musikalisch könnte man Red Sun Revival, gerade auch durch die Vocals, durchaus in die Nähe von Fields Of The Nephilim rücken, allerdings mit etwas weniger Epik und etwas mehr Drive. Fügt man, durch die Violine daran erinnert, noch etwas The Eden House hinzu, trifft man den Nagel schon beinahe auf den Kopf. Als Gothrockfan kann man hier nichts falsch machen, weder bei der Platte, noch beim Konzert. Lediglich die scheinbar noch fehlende Erfahrung als Frontmann ließ Rob Leydon, der ja jahrelang die Gitarre bei Voices of Masada bediente, vor allem zu Beginn etwas "hölzern" und nervös wirken. Aber auch dies wird sich sicherlich in nächster Zeit geben. Die Briten lieferten auf alle Fälle ein starkes Festlanddebüt, welches auch entsprechend enthusiastisch vom Publikum aufgenommen wurde.
Enthusiasmus ist auch das Stichwort, wenn man über den Samstags-Headliner The Last Cry spricht. Mit ihrem zweiten Album "Living In Grey" setzt die Band um Ausnahmefrontmann Andrew Birch das fort, was sie mit ihrem Debüt "Walking To The Edge" begonnen hat - überschwängliche Emotionalität zwischen modernen Gothrock und Darkwave - düster, kraftvoll, durchgestylt. Der Mann der tausend Gesichter und seine Mitstreiter Chris Carey am Bass und Tim Green an der Gitarre haben sich seit ihrem letzten EEF-Auftritt vor einem Jahr in weiten Teilen der Szene zum Publikumsliebling entwickelt und überzeugten nun auch in der Position des Headliners. Ausgelassene Feierstunde für alle Fans - mehr muss man dazu nicht mehr sagen. Kein Wunder, dass das Trio 2014 Amerika in Angriff nehmen will.
Ganz schön spät war es dank der Zeitumstellung mittlerweile geworden. Etwas geschlaucht vom Tag und da uns persönlich die Aftershow an diesem Abend nicht ganz so überzeugte, zogen wir uns in unser Nachtquartier zurück. Es lag ja noch ein Tag vor uns.
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Der begann wie gehabt: Ausschlafen, frühstücken, weiterschlafen, Schnitzel essen --> Festival!
Los ging der Ostersonntag dann gleich mit einer Fast-Premiere. Die Mitglieder des Essener Gothicrock Ensembles aeon sable - eigentlich bestehend aus Din-Tah Aeon und N1n0, live aber zum Quartett mutiert - standen erst zum zweiten Mal mit ihrem Projekt auf der Bühne. Anmerken ließ man sich davon nichts. Als hätten sie noch nie etwas anderes getan, spielten sie selbstbewusst Stücke ihrer beiden bisher erschienen Alben zwischen epischem Gothrock, wuchtig-dumpfen Doom-Anleihen und verheißungsvoll-sehnsüchtigem Gesang. Ausflüge von Frontmann N1n0 ins Publikum, ein kurzes Duett mit The Stompcrash-Sängerin Dani und die Soli der beiden Gitarreros ließen keine Langeweile aufkommen. Was die Essener hier ablieferten, war mehr als überzeugend und sollte in Zukunft zur Steigerung ihrer Live-Aktivitäten führen. Pläne, Ideen und Motivation gibt es laut N1n0 genügend. Wir freuen uns drauf!
Mit The Stompcrash kam anschließend die einzige mit Schlagzeug ausgestattete Band des Sonntags auf die Bühne. Bereits 2002 gegründet, bestritt das Gespann um Sänger Chris (irgendwie wurde dieser Name ganz schon strapaziert an diesem Wochenende) an diesem Abend wohl ihren ersten Auslandsauftritt. Zwischen dem Sound ihres 2007 erschienen Debüts "Requiem Rosa", welches noch komplett mit Drummachine eingespielt wurde, und ihrem aktuellen Album "Directions" liegt schon fast ein kleiner Quantensprung und auch live macht sich so ein realer Drummer stark bemerkbar. Alles in allem homogener, abgestimmter und besser produziert wirkt die neue Platte. Gewichen ist der recht roh-gruftige Sound von "Dorian". "Directions" ist emotionaler, tanzbarer, aber teilweise auch wesentlich elektronisch-moderner. Gepaart mit dem zweistimmigen Gesang von Chris und Dani eigentlich die ideale Mischung, um auch live zu überzeugen. Musikalisch taten sie dies auch. Leider wirkte die Band auf der Bühne etwas emotionslos. Vielleicht lag dies auch an besagtem erstem Auslandsauftritt, aber etwas mehr Enthusiasmus und Spielfreude hätten wir persönlich bei einer Band, die schon so lange existiert, erwartet. Das restliche Publikum schien dies allerdings nicht zu stören. Zu groß war die Freude über die Chance, die Italiener endlich einmal live zu erleben. Und so wurde ordentlich getanzt und applaudiert.
Six done, one to go! Den Sonntags-Headliner Grooving In Green kann man mittlerweile schon zu den alten Hasen im drummachine-getriebenen Gothrocksektor zählen, auch wenn von den früheren Children On Stun ja nur noch ein Kind übrig ist. Nach dem Ausstieg von Simon Manning haben sich Pete Finnemore (Gitarre) und Tron (Gesang) mit Joffie Lovett einen neuen Gitarristen angelacht, der, sowohl visuell als auch musikalisch, neue Einflüsse in die Band bringt. Nach einem großartigen GIG-Auftritt beim Judgement Day 11 und einem doch recht enttäuschendem Konzert in Leipzig im letzten Herbst, stand diesmal wieder ein positives Erlebnis auf dem Programm. Vor allem Sänger Tron blieb in Leipzig weit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Diesmal war er bestens aufgelegt und auch Pete's und Joffie's Spielfreude trugen zu einer mehr als gelungenen Performance bei. Eine treue Fangemeinde hat das Trio sowieso und so wurde ihr Auftritt ausgiebig gefeiert, egal ob zu Songs ihres Debüts "Post Traumatic Stress" oder dem hoch gelobten Nachfolger "Stranglehold".
Überraschend genial gestaltete sich an diesem Abend auch die Aftershow. Vor allem Gianfranco (Grotesque Modena) aus Italien bewies ein gutes Händchen und lieferte zusammen mit Martin Oldgoth Coles eine gelungene Mischung aus Klassikern und Underground, von New Wave bis Gothrock, dynamisch in der Geschwindigkeit, aber immer tanzbar. Als es um 3 Uhr in der Frühe vorbei sein sollte - die meisten hatten am nächsten Tag ja eine lange Heimreise vor sich - wollte eigentlich keiner gehen. Zu angenehm war die Stimmung, zu gut die Partylaune. Und so verwundert es eigentlich nicht, dass die dieses Jahr Anwesenden auch im nächsten Jahr wiederkommen wollen. Bis dahin: "Ciao Dornbirn"!
Zu den Festivalfotos...
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Emergency Exit Festival 2013 @ LabelLos.de
Emergency Exit Festival @ Facebook |
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