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Apocalyptic Factory Festival 2011 - 26.-27.08.2011 - "JUZ", Mannheim
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Geschrieben von seriöse_Strumpfhose   
Donnerstag, 22. September 2011

Ist euch das auch schon mal passiert? Ihr steigt zuhause ins Auto und 350 km später steigt ihr wieder aus und seid... endlich wieder zuhause. :-) Mir ging es jedenfalls vor einigen Tagen so, als ich mit Tim mal wieder im Mannheimer "JUZ" zum Apocalyptic Factory Festival angekommen bin. Mittlerweile waren wir schon zum dritten Mal mit dabei und genossen einmal mehr die gelassene und familiäre Atmosphäre der Gastgeber. Das AFF hat es im Prinzip nicht besonders leicht, denn als kleines Festival nahezu am Ende des langen Festivalsommers (oder was man so Sommer nennen möchte) ist es nicht so einfach, das Schwarzvolk aus den Sofas bzw. Schwimmbädern zu locken.

Im Gegensatz zu den einschlägigen Massenveranstaltungen, wird hier einiges geboten, was den ggf. weiten Anfahrtsweg auf jeden Fall vergessen lässt. Neben dem bereits erwähnten familiären Charme und dem Geist früherer Goth-Zeiten (man erinnere sich an die ersten WGTs oder lese nach, wie es da war :-), wird hier Wert auf ein abwechslungsreiches Programm mit teilweise selten auftretenden Bands gelegt. Detailreiche, selbst gemachte Deko, günstige Preise und in Nebelschwaden gehüllte Tanzflächen laden geradezu ein, die Gruftiseele baumeln zu lassen und bis in die Morgenstunden ausgelassen zu feiern.

Man macht sich als Besucher ja oft auch keine Vorstellung, wie viel Engagement und Enthusiasmus dazu gehören, ein solches DIY Event auf die Beine zu stellen. Da kann es halt mal vorkommen, dass das Drum-Set für den ersten Abend aus drei verschiedenen Quellen zusammengestellt wird - Hauptsache die Bands fühlen sich wohl und können sich auf der Bühne ausleben. Auch dieses Jahr gab es einige kleine Veränderungen zum Vorjahr. Zum einen wurden die Bands auf beide Tage aufgeteilt (wie zuletzt 2009), zum anderen wurde zugunsten der Live-Auftritte auf die Disko im Foyer verzichtet. Ich fand beides mehr als ok und das Timing insgesamt äußerst gelungen, da während des ganzen Wochenendes weder Langeweile noch ermüdender Stress aufkamen.

Also herein spaziert zum ersten Akt des
Apocalyptic Factory Festival 2011. Wie allerorten sonst auch, trudelten die Gäste eher später als früh ein. Der Soundcheck war schon lange vorbei und die Zeit wurde mit etwas Musik aus der Konserve überbrückt. Da blieb genug Zeit, alte Bekannte zu begrüßen und sich auf den neuesten Stand zu bringen. Spannung und Vorfreude wuchsen allmählich, als die Sonne unterging und im "JUZ" die Lichter langsam weniger wurden. Die Deko entfaltete im Zwielicht ihre volle Wirkung und verströmte das wohlige Gefühl von alten Szeneclubs in Kellergeschossen. Die passende Atmosphäre für die musikalische Ausrichtung des Abends.

 

Mit H|Insane eröffnete eine der nach meiner Meinung interessantesten Deathrockbands der letzten Jahre den Live-Abend. Ivy Onyx und Serena Fate hatten 2009 schon bei uns in Ilmenau ordentlich gerockt und mit ihrer EP "Devil's Network" ein sehr beeindruckendes Erstlingswerk abgeliefert. Ivy's kraftvolle und einnehmende Stimme und das mitreißende und abwechslungsreiche Gitarrenspiel von Serena erzeugen einen einzigartigen Sound, der geradezu nach Live-Erlebnis schreit. Und so war es dann auch diesmal - satter Sound und die Bühnenpräsenz der beiden Musikerinnen führten einen durch die Eigenwelt von H|Insane und man bemerkte kaum, wie schnell die treibenden Rhythmen das Set viel zu schnell vorbeigehen ließen. Neben den Songs der EP, gab es auch einen Vorgeschmack auf die Dinge, die noch kommen sollen. Mit "Destiny's Cold Hand" wird der Zuhörer in den Bann geschlagen und die ausgedehnten Gitarrenpassagen entführen einen in immer neue dunkle Gassen der eigenen Seele. Stilistisch komplexer als knackige EP-Nummern wie beispielsweise "Devil's Network", macht der Song Lust auf mehr und war mein Favorit an diesem Abend. Obwohl das Konzert etwas nach hinten geschoben wurde, waren leider noch nicht allzu viele Besucher da. Der Bekanntheitsgrad der Band ist sicher auch noch nicht so hoch. Die Publikumsreaktionen kamen mir zu Beginn etwas unterkühlt vor, aber im Laufe des Sets tauten die Anwesenden immer mehr auf und die Stimmung wurde gut. Nach ordentlich Applaus und einer Zugabe, war es dann auch schon wieder vorbei. Ich bin auf jeden Fall gespannt auf die nächste Veröffentlichung, die hoffentlich nicht zu lange auf sich warten lassen wird. H|Insane haben mir jedenfalls versichert, dass sie nun wieder mehr Zeit für die Arbeit an neuen Songs haben.

In der angenehm kurzen Umbaupause trafen dann auch recht schnell viele weitere Gäste ein, offenbar waren die Meisten an dem Abend wohl gekommen, um den Headliner spielen zu sehen.
Madre Del Vizio sind ja auch eine bekannte Größe der Goth- und Deathrock-Szene. Seit ein paar Jahren sind sie wieder auf den Bühnen unterwegs und präsentieren sowohl alte Tanzflächenfüller aus den Anfangstagen als auch ganz neue Songs - immerhin gibt es nach fünf Jahren in 2011 ein neues Album "Amare L'Amore". Unverwechselbares Merkmal der Band ist die Kombination von teils sperrigem, aber immer vereinnahmendem Gitarrenspiel mit dem meist italienischen Sprechgesang von Sänger Fulvio. Als die in Kassel beheimatete Band die Bühne betrat, war der Raum gut gefüllt und das Publikum von Anfang an mit den Musikern auf der Bühne auf einer Wellenlänge. Den Anfang machten einige Songs vom neuen Album, die unverwechselbar nach Madre klangen, aber trotzdem neue Elemente erkennen ließen. Zum Beispiel wird mehr Augenmerk auf Gesangspassagen gelegt - etwas ungewohnt, wenn man hauptsächlich die älteren Sachen kennt, lag aber vielleicht auch daran, dass nicht immer alle Töne so ganz getroffen wurden. ;-) Den Gästen war es jedenfalls egal - in den ersten Reihen wurde das Tanzbein geschwungen und es gab viel Applaus. Die Bühnenpräsenz der ganzen Band fesselt einen schnell und man merkt, dass hier viel Erfahrung mit im Spiel ist. Neben Sänger Fulvio, ist vor allem Gitarrist Reb sehr aktiv - man könnte fast sagen ein zweiter Frontmann. Es ist faszinierend zu beobachten, wie die Musik und die in ihr transportierten Emotionen durch seine Gestik zum Leben erweckt werden. Wie schon bei H|Insane zuvor, kamen hier die Freunde der Gitarrenklänge voll auf ihre Kosten - vom Postpunk bis hin zu Wave-Elementen wurde ordentlich gerockt. Spätestens bei den bekannten Hits wie "Amore, fede, speranza" tanze dann jeder irgendwie mit und sowohl neue als auch alte Songs wurden gefeiert. Der gute und recht fett abgemischte Sound tat sein Übriges und so ging auch dieses Konzert nach der obligatorischen Zugabe zu Ende. Hach schön war's. Madre Del Vizio gehören definitiv zu den Bands, die man sich live anschauen sollte. Eine Rezension zum neuen Album wird es demnächst hier bei LabelLos.de auch geben - netterweise haben uns die Jungs ein Exemplar in die Hand gedrückt. Ein Interview mit Madre könnt ihr jetzt schon bei uns nachlesen, freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom Kainklang Musikmagazin.

Nachdem nun alle in guter Stimmung waren, ging es gleich weiter mit einer ausgedehnten Aftershow-Party. Ein abwechslungsreiches Programm durch alle möglichen Spielarten alter und neuer Gruftiemusik, viel Nebel, düstere Beleuchtung ... was will man mehr? Zu fortgeschrittener Stunde wurden dann langsam die Beine müde vom Tanzen und die Gespräche seltsamer. Unter anderem konnte man etwas über die Vorzüge vom Knuddeln mit einem Octopus erfahren ... man lernt ja nie aus. ;-) Ein überaus gelungener Abend, wie ich finde, aber so gegen 6 Uhr morgens entschloss ich mich dann den ersten Akt zu beenden und freute mich schon auf ein wenig Schlaf und das Festivalfrühstück am Samstag.

Es gibt bestimmt schönere Arten, als von einem gestandenen Regensturm geweckt zu werden. Er war wohl auch der Grund, dass zum gemeinsamen Frühstück am frühen Nachmittag kaum jemand den Weg ins "JUZ" gefunden hatte. Macht nix, ich fand es jedenfalls super, bei Kaffee und Brötchen noch mal den Abend Revue passieren zu lassen und sich locker zu unterhalten. So langsam trudelten auch die Bands des Abends ein und parallel zum Soundcheck tobte sich das Wetter weiter aus. Ich dachte so bei mir... das wird ein interessanter zweiter Akt heute bei dem vielfarbigen LineUp. Wie in den letzten Jahren auch, wurden wieder viele verschiedene Stile geboten, was definitiv ein Vorzug des
Apocalyptic Factory Festivals ist.

 

Diesmal waren schon zu Beginn des Live-Programms recht viele Gäste da und so konnte die erste Band am frühen Abend auch vor einem halbwegs vollen Raum spielen. File Not Found mussten ihren Auftritt leider aus gesundheitlichen Gründen absagen, aber es wurde kurzfristig Ersatz gefunden. Kurzfristig hat in dem Fall besondere Bedeutung - das Projekt novva falla vom eher durch seine Band Dr. Doomsday & His Nuclear Wisemen bekannten Sänger Adam hatte erst wenige Tage vor dem Festival das Licht der Welt erblickt. Kann man die Musik von Dr. Doomsday durchaus in die Minimal-Ecke packen (auch wenn das zu kurz gedacht wäre), so gilt das Ganze für novva falla im Quadrat. Minimaler geht es kaum - einen alten 80er Synthesizer, ein Mikro... das war's schon fast. Hier wurde handgemachte elektronische Musik geboten und nicht nur das Instrument erinnerte an die kreativen Jahre der Nach-Punk-Ära. Experimente mit Klängen und Beats wechselten sich zum Teil stakkatoartig mit knappen Textpassagen. Unterstützt wurde Adam durch einen weiteren Gesangspart, übernommen von Luca Gillian, seines Zeichens Sänger der ebenfalls vom 80er Synth- und Minimalsound geprägten Band Die Selektion. Ob die Zusammenarbeit nur spontan, oder aber auch zukünftig Bestandteil von novva falla sein wird, muss wohl erst die Zukunft zeigen. Die Darbietung auf der Bühne war, trotz der wenigen beteiligten Elemente, abwechslungsreich - es gab viel Improvisation und Spielfreude. Nicht umsonst basteln novva falla gerade an "Minimal in 30 min. Series"-Songs, die in nicht mehr als 30 Minuten entstehen. Ok zugegeben, so etwas ist schon ziemlich speziell und sicher nichts für jeden und mag dem ein oder anderen schnell langweilig werden, aber selbst mir als bekennendem Gitarrenfetischisten hat das Konzert recht gut gefallen. Man darf sich eben nicht selbst einengen. :-) Im Übrigen war ich nicht allein - die Anwesenden honorierten die Songs mit ordentlich Applaus und einige Minimalfans ließen es sich nicht nehmen, das Tanzbein zu schwingen. Später hat mir Adam dann verraten, dass er sogar noch weitere Projekte im petto hat: über Minimal und Ambient bis hin zu Folk scheint es kaum genug Ventile für seine Kreativität und den Spaß an der Musik zu geben.

Nach kurzer Pause ging es dann auch gleich elektronisch weiter.
Paranoid Android setzten mit ihrem vollen Sound dennoch einen Kontrapunkt. Eine sehr interessante Mischung. Sänger Guido spielt leidenschaftlich Gitarre (mit viel Flanger... sehr viel ;-), während Keyborder Mark es mit moderner Elektronik ordentlich krachen lässt. Ist manchmal schon komisch - ich kannte die Band vorher nicht und dachte beim vorherigen Reinhören so bei mir: klingt wie Wave-Gitarre kombiniert mit EBM/New Wave und Sythiepop ...und ziemlich genau das konnte ich dann später auf der Homepage nachlesen. Die Herren halten offenbar nichts von Etikettenschwindel und somit kann man dem selbst gewählten Gerne "Future-New-Wave" durchaus zustimmen. Abseits der ganzen Schubladen, ist aber viel wichtiger: Funktioniert das Ganze eigentlich? Ich kann natürlich nur meinen persönlichen Eindruck wiedergeben... ich fand hat es hat ganz gut gepasst. Vor allem deswegen, weil beide Elemente authentisch rüber kamen und meist gleichberechtigt eingesetzt wurden. Trotzdem ist letztlich der Funke bei mir nicht so ganz übergesprungen. Das mag auch daran liegen, dass ich in den letzten Jahren aufgrund der Überpräsenz moderner Elektrobeats eine gewisse Aversion gegen selbige entwickelt habe. Ich würde sowieso jedem empfehlen, sich einen eigenen Eindruck von neuen Bands zu verschaffen und kleine Festivals bieten die ideale Gelegenheit sich inspirieren zu lassen. Auf jeden Fall bieten die Jungs eine interessante Variante, sehr unterschiedliche Musikstile in der Moderne verschmelzen zu lassen. Davon kann man sich auf ihrem neuen Album "Paper God" bestimmt überzeugen lassen.

Eine kurze Atempause und dann ... totaler Stilbruch. Für alle, die noch nie in Mannheim mit dabei waren: auch das ist eine Tradition, die für spannende Live-Abende sorgt. Als Nächstes ging es nämlich mit gestandenem Horrorpunk weiter. Die Zombies von
Holy Madness aus der Nähe von Erfurt übernahmen die Bühne und machten gleich von Beginn an klar, das der Rock die Welt regiert. Man könnte auch hier (wie schon bei novva falla) sagen, dass es sich um sehr spezielle Musik für Liebhaber handelt - deutschsprachiger Horrorpunk, bei dem sowohl der Horror als auch der Punk richtig ernst genommen werden. Will sagen: Holy Madness sind nichts für schwache Nerven, oder wie es Bassist M.B. Evilhand so treffend formuliert hat: "Bei uns gibt es kein Happyend, am Ende sind immer alle tot". Die drei Jungs sind im Vergleich zu vielen Bands des Genres noch nicht allzu lange live unterwegs, aber man kann ihnen eine ordentliche Entwicklung bescheinigen. Da sie praktisch bei uns um die Ecke wohnen und zudem mein langjähriger Festivalkumpel Tim (aka Helga) Mama und Papa der Band ist, hatte ich schon öfters das Vergnügen. Das dürfte mein vierter Gig gewesen sein und ich war diesmal, trotz einiger kleinerer Patzer, wirklich schwer beeindruckt. Im Vergleich zu früher war viel mehr Agilität auf der Bühne zu sehen. Spielfreude und ein lockerer Umgang mit dem Publikum taten ihr Übriges. Außerdem ist das Tempo der Songs ein klein wenig runtergeschraubt worden, was ich ausgesprochen gut fand, da man nun endlich mal die Texte verstehen konnte. Das könnte mit dem gerade frisch fertig gewordenen Debüt-Album "Zombie stirb" zu tun haben, in das ich auch schon mal reinhören durfte. Ok, aber zurück zum Auftritt. Ich hatte den ganzen Tag schon den Eindruck, dass das übliche Horrorpunk-Publikum an diesem Samstag irgendwie fehlte und so war ich gespannt, ob Holy Madness die anwesenden Grufties begeistern können. Das gelang dann auch erstaunlich gut, der Raum war einigermaßen gefüllt und die Anwesenden honorierten die Songs nach anfänglicher Zurückhaltung mit ordentlich Applaus, zwischenzeitlich gab es sogar einen kleinen Pogopulk. So gefällt mir das. Die definitiv rockigste Band des Abends kam also gut an, obwohl die zum Programm gehörenden Cover von einschlägigen Szeneliedern wohl doch nicht immer allen Anwesenden bekannt waren. :-) Die Jungs sind demnächst viel unterwegs, ihr könnt sie also bestimmt auch in eurer Nähe erleben. Die Stunde mit Holy Madness ging wie im Flug vorbei und ich konnte mich dann schon mal auf den nächsten Stilbruch vorbereiten.

Als Headliner stand nämlich das französische Cold-Wave Urgestein
Guerre Froide auf dem Programm. Noch ein besonderes Schmankerl, denn obwohl die Band schon seit Anfang der 80er existiert, sind die Herren nicht allzu oft Live unterwegs. Der Gig in Mannheim war erst ihr zweiter in Deutschland. Die Zeit für ausgedehnte Touren muss man sich eben nehmen können, aber die lange Bandgeschichte beweist, dass hier echte Leidenschaft dahinter steht. Eine Menge Details dazu gibt es im Interview, was wir wiederum vom Kainklang Musikmagazin bekommen haben. Ich persönlich kannte die Band bisher nur durch einige Klassiker, die bei unzähligen Partys die Tanzflächen gefüllt haben. Das sind in aller Regel frühe Werke aus den 80ern, die einen sehr starken Minimal-Einfluss besitzen. Im heutigen Programm waren aber, neben älteren Stücken, auch viele neue Songs vertreten, die wesentlich aufwendigere Strukturen und Instrumentation bereithalten. Der Raum war richtig voll mit Besuchern, offenbar wollten sich viele die seltene Gelegenheit nicht entgehen lassen. Wie schon beim Headliner am Tag zuvor, war die Verbindung von Publikum und Band von Beginn an zu spüren und an Reaktionen wurde nicht gespart. In den vorderen Reihen konnte man viele tanzende Menschen sehen und auch weiter hinten wurde man nach und nach in den Bann gezogen. Das Set war am Beginn für meinen Geschmack recht langsam und zurückhaltend - daher war zumindest bei mir eine gewisse Auftauphase nötig.
Die Musik von
Guerre Froide ist sehr emotional geprägt und intensiv, wird aber stilistisch eher ruhig dargeboten. Manchmal nimmt einen der Bass mit auf die Reise, Gitarre und Synthies erzeugen eine Welle, auf der man sich hinfort tragen lassen kann. Das Ganze wird durch eine optische Komponente unterstützt. Speziell zu den Songs gehörende Bilder oder Videos flimmern im Hintergrund der Bühne und bieten den Rahmen für Sänger Yves, der im Laufe des Sets immer mehr in seiner eigenen Welt zu versinken scheint. Ich schloss die Augen und... hoppla, wieso sind sie schon wieder offen und wie komme ich denn jetzt plötzlich auf mein Sofa? Seit wann hat meine Stereoanlage so viel Power, dass sich der Bass durch meinen ganzen Körper bohrt? Egal, der Strömung kann ich mich sowieso nicht widersetzen, also lass ich mich einfach etwas treiben.
Retrospektiv betrachtet, würde ich sagen, dass die Musik zerbrechlich und träumerisch genug ist, um sie besser zuhause in Ruhe zu genießen. Das ist beim Live-Sound einfach nicht immer transportierbar, zumal in diesem Fall Probleme mit der Lautstärke bestanden. Der Sound war das ganze Wochenende aus meiner Sicht ziemlich gut, aber aufgrund von Rückkopplungen mussten Gitarre und Sythies hier etwas zurückgeschraubt werden. Trotzdem, gerade die zweite Hälfte des Gigs war sehr live-affin, da einige Lieder eben doch mehr zum Tanzen als zum Träumen einluden. Nach viel Applaus wurde die Band vom Publikum noch zweimal für Zugaben auf die Bühne zurückgeholt, so dass auch dieser Live-Abend in schöner Atmosphäre zu Ende ging.

Was soll ich sagen? Auch der Samstag hat für mich prima gepasst. Nach ein wenig Plauderei mit den Bands, ließ ich mich dann wieder von der Aftershowparty verführen, die nahtlos an das letzte Konzert angeschlossen wurde. Das musikalische Programm war anders als am Vortag, aber mindestens genauso abwechslungsreich und angenehm. Passend zum Headliner wurde mehr wavige Gitarrenmusik als am Vortag gespielt, aber auch einige Klassiker der elektronischen Zunft hatten zu später Stunde ihren Platz. Nach ein paar Unterhaltungen, Verabschiedungen und ausführlich geschwungenem Tanzbein war es wieder fast 6 Uhr morgens und Zeit für ein wenig Schlaf.
Nach einem sehr schönen Festival war der Heimweg am Sonntag vom Gefühl geprägt, dass die Zeit viel zu schnell rum gegangen war und man dieses eine Zuhause wieder für ein Jahr verlassen musste. Aber die Vorfreude auf das nächste Jahr wird die Wehmut sicher bald vertreiben...

Vielen Dank an dieser Stelle an Jürgen und alle anderen Organisatoren, Helfer und Bands, die das
Apocalyptic Factory Festival 2011 möglich gemacht haben. Ich schließe mit der gleichen Aufforderung an alle, wie schon die letzten Male: Lasst euch vom der Atmosphäre der kleinen DIY Festivals verzaubern und unterstützt Veranstalter und Bands durch den Besuch von Live-Konzerten, erst recht bei so seltsamem Sommerwetter wie in diesem Jahr! :-)

Zu den Festivalfotos...

 
Apocalyptic Factory Festival 2011 @ LabelLos.de
Apocalyptic Factory Festival Website
 

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Letzte Aktualisierung ( Donnerstag, 22. September 2011 )
 
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