Main Menu
Home
News
Banddatenbank
Rezensionen
Konzertsuche
Festivals
Musikdownloads
Galerie
FAQ
Impressum
6comm & The Devil & The Universe - 29.03.2014 - "Naherholung Sternchen", Berlin
PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Moon   
Donnerstag, 3. April 2014
Neofolk im Ghetto

Zwischen schnöden Berliner Plattenbauten, im sogenannten "Naherholung Sternchen" füllen sich zu fortgeschrittener Stunde die Räume, die im Übrigen nichts mit, aus dem Namen möglicherweise abgeleiteten, Interpretation gemein haben. Der Anlass: Die englische Kultband 6COMM hat geladen und circa 150 der 200 möglichen Gäste sind gefolgt.
6COMM - die One-Man-Show von Ex-Death in June-Mitgründer Patrick Leagas - befindet sich seit Ende 2013 mit weiblicher Begleitung auf Ontogeny - also Lebenszyklus-Tour. Die hierbei dargebotenen Stücke entstanden zwischen 1981 und 1987, also nicht nur der Frühphase von 6COMM, sondern auch aus Zeiten von Death in June - und natürlich alle aus der Feder von Patrick Leagas. Für Fans also definitiv ein besonderes Ereignis und die Vorfreude ist den Gästen deutlich anzusehen.

Zuvor treten jedoch die drei ziegenkopfmaskierten Mitglieder von The Devil & the Universe auf die Bühne und ziehen mit dunklem Bass und Trommelschlägen das Publikum in ihren Bann. Die synthetisch düsteren, teilweise ins orientalische gleitenden Klänge begleiten nicht - wie man vielleicht vermuten oder erwarten würde - Gesang, sondern Videoprojektionen von Okkultismus, Prozessionen und dem Tod in all seinen Facetten. Das Ziel der Musiker Ashley Dayour (WHISPERS IN THE SHADOW) und David Pfister (Neigungsgruppe Sex, Gewalt und gute Laune) war es, Musik mit Hilfe magischer Systeme, beispielsweise dem Tarot, zu entwerfen. Wer nun verkopfte, schräge Klangexperimente wie zu den LSD-Hochzeiten der 70er Jahre erwartet, liegt allerdings falsch. Die düsteren Drums und der starke dunkle Bass schwingen immer wieder für kurze Zeit in sanfte Töne über, um gleich wieder ins Dunkel zu führen. Die schräge und dennoch stimmige Keyboard-Performance untermalt das Bild des experimentellen Klanggefüges, bei dem der Gesang auf ein Minimum reduziert ist. Kurzum: schräg, dunkelst und absolut sehenswert!

Es naht der Augenblick, auf den das kleine aber feine Publikum schon den ganzen Abend wartet. Und „fein“ ist das heutige Publikum durchaus. Denn in diesem, von außen unscheinbarem, Bungalow in mitten alter Wohnplatten verirrt sich niemand aus Versehen oder nur um mal zu gucken, was heute so los ist. Ohne großes Tamtam tritt Patrick Leagas mit Gaya D auf die Bühne und legt ohne Umschweife los. Leagas wie gewohnt im Militärmantel, Schildmütze und Maske an Drums und Mikrofon, seine weibliche Begleitung an Keyboard und Percussion. Während des Konzerts zaubert der Mastermind auch noch das eine oder andere Begleitinstrument hervor. So kommt neben einer Harmonika ein, mit zahlreichen kleinen Schellen besetzter, alter Knochen zum Einsatz. Im Gegensatz zu seinem Auftritt im Herbst letzten Jahres wirkt der Brite heute zwar um einiges fitter aber nicht weniger zerstreut auf der Bühne. 6COMM live ist organisiert-improvisiertes Chaos auf der Bühne und ähnelt musikalisch nur bedingt den Album-Tracks. Leagas bietet - dem Tourmotto entsprechend - einen Querschnitt durch sein 7jähriges musikalisches Schaffen Anfang der 80er Jahre. Nach gut 30 Jahren hat auch der Mastermind scheinbar seine frühen Texte nicht mehr im Kopf - dafür aber ausgedruckt auf dem Notenständer. Hochkonzentriert lässt sich der Künstler nicht einmal irritieren, als kurz Stille herrscht, weil Gaya D und somit die Technik für einen Moment versagen. Auch das Publikum lässt sich dadurch nicht aus der Fassung und schon gar nicht von der allgemeinen Euphorie abbringen und feiert weiter jeden der alten Hits…müßig, diese alle aufzuzählen ;) Die Aftershow-Party mit "Apocalyptic Cocktails" und passenden Klängen aus der Konserve rundet anschließend den Abend ab.

"There are always more questions and the answer never satisfy." - treffender konnte Patrick Leagas sich und sein musikalisches Schaffen nicht beschreiben! Fest steht: 6comm live sollte man nicht verpassen und, ohne steife Erwartungen von den Alben, einfach genießen und auf sich wirken lassen - ein interessanter Abend ist garantiert!


Zu den Konzertfotos...

Kommentar(e)

Nur registrierte Benutzer können Kommentare schreiben.
Bitte melde dich an oder registriere dich.

Powered by AkoComment 2.0!

Letzte Aktualisierung ( Donnerstag, 3. April 2014 )
 
< Zurück   Weiter >